Samstag, 2. Januar 2010
Karlsson, Thomas, Astralreisen, Edition Roter Drache: Rudolstadt 2008, 144 S., Festband,
ISBN 978-3-939459-09-5, 18,00 €.
Der schwedische Religionshistoriker und Dragon Rouge-Gründer Thomas Karlsson ist dank der Edition Roter Drache unter den an Magie Interessierten in Deutschland lange kein Unbekannter mehr. Die neueste Veröffentlichung dieses außergewöhnlichen Autors nimmt sich eines klassischen Themas der Esoterik an: der Astralreise.
In einer akademischen Aufbereitung des Themas, die quer durch die kulturellen Traditionen verschiedener Völker führt, werden Vorstellungen von der menschlichen Seele betrachtet, wie sie beispielsweise in ägyptischer, kabbalistischer oder aber altnordischer Mythologie überliefert sind. Jedes der vorgestellten Jenseitsbilder bietet sowohl eine Anatomie der menschlichen Seele als auch eine Topographie der Welten, die mit den entsprechenden Seelenanteilen erfahren werden können. Pointiert arbeitet Karlsson in seiner Darstellung heraus, dass im Gegensatz zu den Zeiten vorherrschenden Christentums und Islams in den Hochzeiten älterer Kulturen das Wissen um die Möglichkeiten einer Seelenreise (oder Astralreise) weiter verbreitet war. Besonders die nordische Mythologie, in der der Autor sichtlich zu Hause ist, ist weit und kenntnisreich ausgeführt. Andere kulturelle Deutungsmuster, wie ein schamanisches oder ein tibetisch-buddhistisches kann der interessierte Leser dem hinzufügen.
Immer wieder wurden und werden Seelen- oder Astralreisen dabei mit dem Tod in Verbindung gebracht: eine Diskussion, der sich der Autor dankenswerterweise nur am Rande widmet, da sie für den lebenden Praktizierenden wenig relevant ist und allzu schnell in spekulative Gefilde führt.
Da Karlsson einige Erfahrung auf dem Gebiet Astralreisen gemacht hat und das Buch in erster Linie der Praxis gewidmet ist, fällt der akademische Teil des Werkes nur so lang aus, wie es einer theoretischen Unterfütterung der Praxis zu Gebote steht.
So beginnt das Buch gleich mit einer ausführlichen Schilderung einer Astralreise durch Stockholm. Eine Vielzahl eigener Erfahrungen oder aber der von Freunden des Autors durchsetzen den Text immer wieder beispielhaft.
Die Reise an sich allerdings, wie Karlsson gänzlich undogmatisch klarstellt, bleibt ein höchst subjektiver Akt, der sich inhaltlich kaum generalisieren lässt. Was hingegen bis zu einem gewissen Grade allgemein verbindlich dargestellt sein kann, sind mögliche Zugänge, derartige Erfahrungen selbst zu machen, womit der anleitende Praxisteil zu seiner Ehre kommt.
Neben einigem an Bekannten findet sich eine Vielzahl an Anregungen und Hinweisen, die in anderen Büchern zum Thema überhaupt nicht erwähnt werden. Dass verschiedene Symbole als Tore zu astralen Welten dienen können, dürfte bekannt sein. Dem fügt der Autor neben dem bekannten Shri-Yantra zwei weitere hinzu, die weniger verbreitet sein dürften: Eines dieser Symbole kommt aus der Praxis des Dragon Rouge, bei einem weiteren handelt es sich um die Adulruna von Johannes Bureus, dessen Arbeit der Autor bereits ein beachtenswertes Buch gewidmet hat.
Weitere Voraussetzungen für astrales Erleben können beispielsweise der meditative Zustand sein, der Traum, die Stille, Visualisierungen, Tanz, Hypnose oder aber die Chakrazentren als mögliche Zugangswege. Dabei soll keiner Herangehensweise der Vorrang gegeben werden; hier muss jeder für sich selbst heraus finden, was am besten funktioniert. Zu diesem Zweck ist ein auf drei Monate ausgelegter Übungsplan Bestandteil des Buches. Anhand dessen kann der Leser eigene Erfahrungen sammeln. Weitere Hilfsmittel wie Räucherstoffe sind angeführt; zudem eine kurze Einführung in das, was einen da draußen erwarten kann.
Von den Möglichkeiten, die Karlsson aufzeigt, sind besonders die Ausführungen zu den XON-Zonen und zur Erforschung der Dunkelheit interessant, da derartige Anregungen in der dargebotenen Klarheit so wohl kaum anderweitig zu finden sind.
In diesem anschaulichen Buch vereinigt der Autor also kenntnisreich drei Zugangsweisen zum Phänomen Astralreise (Geschichte, Theorie, Praxis) und bietet zudem dort originäre Ansätze, wo die meisten Werke sich in Wiederholungen erschöpfen. Damit soll das Werk Praktikern unbedingt empfohlen sein.
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