Sonntag, 3. Januar 2010
Dilas, Jonathan, Telepathie, Hellhören und Channeling, Bohmeier Verlag: Leipzig 2004, PB, 96 S., ISBN 3-89094-419-1, 12,90 €.
Eine Zeitlang muteten die im Titel genannten Disziplinen so manchem Magier altmodisch und überholt an. Gerade die Beschäftigung mit dem Channeling fungierte dabei leicht als Synonym für Leichtgläubigkeit. Das könnte sich mit dieser Schrift ändern. Jonathan Dilas ist recht umtriebig. Bewusstseinsforscher, Maler, Schriftsteller, Webkünstler, Betreiber einer Künstleragentur und Moderator einer Liste um die Energiepersönlichkeit Seth (gechannelt von Jane Roberts) im Netz, hilft er mit seinem Werk, einen unverkrampften Zugang im Gewand zeitgenössischer Theorie zu all diesen Themen zu weisen.
Der erste Teil des Buches ist der Gedankenübertragung gewidmet. Waren es früher Wellen oder Strahlen, die für Telepathie verantwortlich gezeichnet wurden, sind es bei ihm die Sheldrakschen Felder, genauer: Gedankenfelder, die er aus seinen Erfahrungen ableitet. Damit bleibt Telepathie explizit ein alltägliches Phänomen, für jeden erfahrbar, wäre da nicht der blockierende Verstand. Eine Vielzahl dieser Felder wiederum ergeben das Kollektivbewusstsein, welches sowohl vom Einzelnen gespeist wird, als auch, meist unbewusst, angezapft wird. Und programmierbar sind diese Gedankenfelder auch; wie, dazu mehr im Buch. Die Kunst ist es dabei, seine eigenen Gedanken zu kennen und von denen anderer zu sondern. Damit wird jedwedem Mystizismus die Grundlage entzogen, will man sich dieser Sichtweise anschließen. Wenn nicht, bietet sie dennoch Ableitungen zu sehr pragmatischen Angängen. Eine Unterscheidung in variierende Arten der Telepathie folgt nebst verschiedener technischer Einladungen an den Leser, mit diesen selbst Erfahrungen zu machen.
Im zweiten Teil des Buches widmet sich Dilas den Phänomenen Hellhören und -sehen. Schlüssel fürs Ersteres ist hier dem Autor zufolge der Zugang zur eigenen inneren Stimme. Auch das kann gleich experimentell nachvollzogen werden. Für das Hellsehen werden die Wahrnehmungen der Lichtfunkenphänomene, in verschiedene Arten von Primärfunken unterteilt, als zielführend angesehen. Diese beiden Gebiete sind leider nur kurz abgehandelt. Es folgt ein ausführliches Kapitel zu den Themen Gläserrücken und Quija-Bord. Diese breit besprochenen Themen werden ergänzt durch einfache Kurzanleitungen zum Pendeln und zum Automatischen Schreiben. Dabei stellt der Autor einiges Material aus seiner Quija-Praxis zur Verfügung, das wiederum zur praktischen Beschäftigung einlädt. Nach seinen Forschungsergebnissen gibt es drei „Spielebenen“, die so erkundet werden können und von spezifischen Existenzformen bevölkert werden: von Spaßvögeln, denen Wächterfunktionen zukommen, dann von Verstorbenen und schließlich von höheren Wesenheiten. Sicher sind hier auch andere Hierarchisierungen möglich, wenn man will. Größte Bedeutung kommt dem Unbewussten zu, dem Lernprozess und natürlich wird auch gewarnt, seinen kritischen Verstand nicht völlig zu suspendieren.
Zu guter Letzt dann kann sich der Leser mit dem Thema Channeling vertraut machen. Unterschieden in das Kanalisieren von Informationen physischer und nichtphysischer Wesen finden sich auch hier wieder viele technische Zugangshinweise mit theoretischen Betrachtungen gepaart. Zentral erscheint die Ausrichtung der Aufmerksamkeit. Eine Auswahl, in mehreren Jahren intensiver Forschung gemachter, eigener Erfahrungen ist einer der Hauptbestandteile dieses Kapitels und des schmalen Bandes. Geschildert werden hier die jahrelangen Kontakte des Autors zu den Wesenheiten Tha `Pa `Sa`ID und Lilith. Dabei legt Dilas sich auf keine Deutung fest, denn, paraphrasiert: mit absoluter Gewissheit vermag keiner zu sagen, ob die gechannelte Wesenheit ein höheres Wesen ist oder aber ein Teil der eigenen Psyche. Hier hätte der Autor getrost noch einen Schritt weiter gehen können, indem er genau diesen Punkt stärker in den Fokus hätte nehmen können. Wo ist da eigentlich ein Unterschied fest zu machen?
Insgesamt handelt sich also um ein interessantes und über weite Teile inspirierendes Buch von einem Praktiker. Fortgeschrittenen auf den behandelten Gebieten vermag es vielleicht eine variierende Sichtweise zu eigenen theoretischen Ableitungen aufzeigen und damit zu Aha-Effekten führen; allein die Erfahrungen selbst werden zumindest strukturell denen des Autors ähnlich sein. Für den Einstieg und die nachfolgenden Schritte ist das Buch von Jonathan Dilas eine sehr gut erläuternde und klar praxisbezogene Anleitung.
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