Sonntag, 3. Januar 2010
Bandini, Ditte/ Bandini, Giovanni, Als Buddha noch nicht Buddha war, dtv: München 2006, TB, 192 S., ISBN 3-423-34352-4, 9,50 €.
Die Eheleute Bandini arbeiten seit Jahren als freie Übersetzer und Autoren. Als studierte Indologen sind sie in ihren Veröffentlichungen allerdings nicht nur auf den asiatischen Kulturraum beschränkt. Weitere Werke der beiden, die man anführen könnte, wären "Das Buch der Engel", "Das Zwergenbuch" oder aber das "Buch der Elfen und Feen".
In diesem, ihrem neusten Buch, erzählen die beiden Autoren Geschichten aus dem Jâtakam nach. Das Ganze ist unterhaltsam und im Westen kaum bekannt. Das Jâtakam ist eine Sammlung, die circa 500 Texte umfasst und die vermutlich zwischen dem dritten vorchristlichen und dem fünften nachchristlichen Jahrhundert zusammengestellt wurde. Die Geschichten dieser Kollektion sind von unterschiedlicher Länge, mal in Form einer Novelle, mal als Kurzroman, als Fabel oder als Märchen. Poetische Einsprengsel lockern die Prosa regelmäßig auf und unterstreichen die Moral der jeweiligen Geschichte.
Im Zentrum aller Geschichten steht, wie in Titel und Untertitel angezeigt, ein Boddhisattva in Existenzen, die vor der liegen, in der er der Buddha (Siddharta Gautama) war ("...ein zur Erleuchtung bestimmtes, aber eben noch nicht erleuchtetes Wesen.", S. 9).
Da war er Brahmane, König, Baum, Vogel, Tiger und vieles andere mehr. Gleich bleibt seinem Auftreten, egal in welcher Existenz, besondere Tugendhaftigkeit, die immer wieder auch die Aufmerksamkeit von Sakka, dem König der Götter, auf sich zieht. Die Art der Tugend ist dabei abhängig von der jeweiligen Existenz. Als Grashalm sittlich edel oder als Tier voller Mitgefühl sind nur zwei Beispiele aus den 56 Geschichten des schmalen Bandes. Die meistenteils kurzen Texte sind nach der jeweiligen Tugend (bzw. Untugend), die als Oberbegriff figuriert, alphabetisch geordnet. Zu finden sind dabei sowohl spirituelle als auch weltliche Tugenden (bzw. Untugenden), die dem Buddhisten erstrebens- oder ablehnenswert erscheinen. So gibt es Geschichten zur Einsicht, zur Furchtlosigkeit, zur Gier, zum Gottvertrauen oder aber zur Achtung vor dem Alter.
Das Nacherzählungen in diesem Buch sind nicht nur für Buddhisten kurzweilig zu lesen und sollten zum Nachdenken anregen. Rechnet man bei der Lektüre die kulturelle und zeitliche Differenz ein, kann sicher über die vielfach offensichtliche und gut gemeinte moralisch-erzieherische Naivität hinweg gesehen werden.
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