Samstag, 2. Januar 2010
Hauf, Monika, Kompendium der Magie und des Okkultismus, TB, 208 S., Bohmeier Verlag: Leipzig 2008, ISBN 978-3-890994-555-2, 19,95 €.
Dem Eintrag des Dudens entsprechend soll ein Kompendium den Abriss eines vorgestellten Themas bieten bzw. ein Kurzlehrbuch zu einem bestimmtes Sachverhalt sein. Bei dem im Bohmeier Verlag veröffentlichten Buch von Monika Hauf handelt es sich, das sei schon einmal vorweggenommen, um eines, dem Titel entsprechend. Wenn es da im Untertitel heißt, dass die Betrachtung von der Magie der Chaldäer ausgehend über die Grimoires und das Astrallicht Lévis bis hin zur Psychologie des 20. Jahrhunderts führt, wird der Leser nicht in die Irre geführt, sondern erhält genau das Versprochene.
Die in Nordspanien lebende Autorin hat bereits durch vorherige Publikationen auf sich aufmerksam gemacht. Ob zu den Templern, den Rosenkreuzern, Marienerscheinungen, dem Loch Ness-Monster, Judas Ischariot, dem Jakobsweg oder aber Harry Potter: Alle ihre Bücher verraten ein Interesse an Phänomenen, an denen sich die Geister scheiden. Diese Vorliebe für mystische oder magische Themen motivierte die katholische Theologin offensichtlich zu ihren schriftstellerischen Erzeugnissen, mit denen sie sich einen respektablen Ruf schaffen konnte.
In diesem Buch nun beginnt sie mit den astrologischen Grundlagen der abendländischen Magie, in deren Grundzüge sie einführt. Die historischen Entwicklungen des Altertums werden dargestellt wie auch Vorstellungen, die noch heute für Okkultisten relevant sind, so z.B. die Bedeutung und der Umgang mit Zahlen und Zahlenverhältnissen.
Ein zentrales Thema dieser Einführung ist die Astrologie. Das Thema des Einflusses der Sterne bleibt über den gesamten Band einer der roten Fäden, an denen die Geschichte des Okkultismus entrollt wird. Die Entstehung der Astrologie wird, wie die wichtigsten Entsprechungen der Sternenkräfte, kurz skizziert, bevor die Autorin mit leichter Feder amüsant und originell durch die wichtigsten Grimoires führt. Auch hier stehen die Sterne mittelbar im Vordergrund: Verschiedende Dämonologien bzw. Angelologien sollen den Zugang zu den Sternenkräften herstellen oder erleichtern. So werden die klassischen Anleitungen zur zeremoniellen Magie vorgestellt, wobei sich die Autorin auf die wichtigsten beschränkt und die Werke lediglich erwähnt, die offensichtlich von älteren Veröffentlichungen abgeschrieben sind.
In ansprechender und gebotener Kürze beschreibt die Autorin dann die Protagonisten des Okkultismus Europas oder eben diejenigen Personen, die Ideengeber dieser Strömung gewesen sind. So kann man Aristoteles oder Platon sicherlich nicht als Magier bezeichnen, jedoch kaum den Einfluss ihrer Ideen auf die Magie zurückweisen. Neben den antiken Einflüssen sind es vor allem auch jüdische in Gestalt der Kabbala, denen der abendländische Okkultismus seine Gestalt verdankt. Die Renaissance wird von Hauf als die Epoche herausgestellt, in der das Interesse an dieser Thematik aufs Neue erwachte, wie sie anhand kurzer Biographien von Pico della Mirandola, Johannes Trithemius und anderer anschaulich illustriert.
Eine zweite Welle des Interesses an der Magie verortet Hauf im 19. Jahrhundert, verbunden mit den Namen Eliphas Lévi und Papus. Der Theorie vom Astrallicht (Lévi) und damit einem ersten groß angelegten Versuch, Magie wissenschaftlich zu erklären, werden viele Seiten eingeräumt. Mit dem ausgehenden 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert erlebte der Spiritismus weite Verbreitung, der sogar ernsthaftes wissenschaftliches Interesse auslösen konnte, wie das Werk von Fanny Moser dokumentiert. Über diese Epoche führt die Autorin zu den relativ zeitnahen Entwicklungen, die mit den Schlagworten Aleister Crowley, Church of Satan, Wicca, Christian Science oder aber Israel Regardie verbunden sind.
Schlussendlich kommt Hauf mit dieser äußerst wohlwollenden Kurzgeschichte des Okkultismus auf die These, dass verschieden interpretierte Wirkprinzipien, die hinter der Magie stehen sollen (z.B. das Astrallicht Lévis), durchaus mit dem vereinbar sind, was C. G. Jung mit dem Kollektiven Unbewussten gemeint hat. Für diesen Gedankengang findet die Autorin einleuchtende Argumente, so dass ihr Kompendium in sich schlüssig erscheint.
Als Besonderheit ihres Werkes kann die Kontrastierung der Magie zu kirchlichen Lehren angesehen werden. Wie Hauf herausstellt, verurteilt die Kirche zwar magische Praktiken, bedient sich ihrer hingegen selbst, bspw. in den Sakramenten, der Transsubstantiation oder dem Exorzismus. Eine Konkurrenzsituation entsteht vor dem geistigen Auge des Lesers, die sicherlich viel mit den Magieverboten der Kirche zu tun hat. Schon der Kirchenvater Irenäus von Lyon argumentierte im 2. Jahrhundert für das Christentum, dass die Exorzismen der Kirche im Namen Jesu wirksamer wären als die der heidnischen Konkurrenz.
Alles in allem bietet Monika Hauf ein sehr gut zu lesendes und anregendes Überblickswerk über den Okkultismus, das besonders für den Einstieg in dieses nicht immer übersichtliche Thema unbedingt zu empfehlen ist. Ebenso für den Einsteiger konzipiert sind die wenigen aber wertvollen Ratschläge, die die Autorin, das Buch abschließend, für die Praxis bietet.
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