Sonntag, 30. Mai 2010
Grüter, Thomas, Freimaurer, Illuminaten..., Scherz Verlag: Frankfurt/Main 2006, Festband, SU, 320 S., ISBN 978-3-502-15047-3, 17,90 €.
Robert Anton Wilson stellte einmal fest, dass es schwer möglich ist, sich unvoreingenommen und offen mit Konspirationstheorien zu beschäftigen. Die mit Verschwörungstheorien verbundenen Haltungen von Befürwortung und Ablehnung sind in den meisten Fällen rigide Muster und die Reaktionen auf Hinterfragung mechanisch. Gegner von Konspirationstheorien bemühen schnell die Kategorie des Paranoiden: Jemandem, der Verschwörungen für denkbar hält, wird die geistige Gesundheit in Abrede gestellt. Die Menschen hingegen, die von sich der Meinung sind, durch besondere Schläue eine weltumfassende Verschwörung nachweisen zu können, werden auf kritische Nachfragen damit beginnen, einen als Agent der Gegenseite zu etikettieren, der die Wahrheit durch hohle Spitzfindigkeiten zu verschleiern versucht. Von welcher Seite auch immer man sich also Konspirationstheorien nähert, sollte man darauf gefasst sein, vermintes Gebiet zu betreten.
Einen möglichst unvoreingenommenen Zugang sucht auch Thomas Grüter zu diesem Thema. Der Autor, studierter Mediziner und später Gründer eines Softwareunternehmens in Münster, nimmt seinen Ausgangspunkt in den theoretischen Grundlagen von Verschwörungstheorien und konstatiert gleich anfänglich einen definitorischen Missstand. Ergo interessiert vorerst die Frage, was eine Verschwörungstheorie überhaupt ausmacht. Dabei entwickelt der Autor eine Dreiteilung von Begriffen, die zusammenhängen, aber als Kriterien nicht alle erfüllt sein müssen. Erst in ihrer Vollständigkeit ergibt sich die erdachte konkrete Verschwörung. Am Anfang steht dabei der Verschwörungsglauben, die diffuse Vorstellung also, eine mehr oder weniger bestimmte Gruppe könnte sich zu verbrecherischen Taten verabreden. Im nächsten Schritt führt Grüter den Begriff der Verschwörungslegende ein, der Umdeutungen konkreter Ereignisse im Sinne des Verschwörungsglaubens umschreibt. Schlussendlich steht der Begriff der Verschwörungstheorie. In ihr werden mehrere Verschwörungslegenden im Sinne eines Verschwörungsglaubens in einen logischen, aber pseudowissenschaftlichen Zusammenhang gebracht. Pseudowissenschaftlich meint Grüter nach den Kriterien von Karl Popper, nach dem die wichtigste Kategorie für eine wissenschaftliche Theorie ihre Falsifiziertbarkeit ist: „Sie muss widerlegbar sein, andere Wissenschaftler müssen sie überprüfen und gegebenenfalls verwerfen können.“ (S.52)
Nach einem klaren analytischen Ansatz kommt der Autor wohl ein wenig ins Schleudern, da Verschwörungstheorien natürlich widerlegt werden können, somit stricto sensu wissenschaftlich sind. Ob sich hingegen deren Anhänger überzeugen lassen, steht auf einer anderen Rechnung. Beides, die Theorie und ihre Verhandlung, müssten sehr viel genauer getrennt werden.
Zur Untermauerung seiner analytischen Dreiteilung führt Grüter eine Unzahl von Verschwörungen an, sowohl historischer als auch heute noch aktueller. Dabei zeigt sich, dass die von ihm entwickelten Kategorien wirklich tragfähig sind. Ob es um die ominös gedachte Entstehung von AIDS, das Attentat auf das World Trade Center oder die Rolle von Freimaurern und Illuminaten in der Weltgeschichte geht: Es lassen sich alle Verschwörungstheorien in ihren Bestandteilen den Kategorien zuordnen.
Um die Struktur von erfolgreichen Konspirationstheorien weiter zu illustrieren, strickt der Autor eine eigene, sehr amüsante Geschichte, die suffizient verdeutlicht, wie diese Gedankengebäude funktionieren. Ein entspannter und spielerischer Umgang mit Verschwörungstheorien könnte daraus abgeleitet werden, unterbleibt aber.
Dabei will der Autor sicherlich nicht per se abstreiten, dass es keine konspirativen Absprachen gibt. Auch für Verschwörungen gibt es Belege, etwa bei der Ermordung Cäsars.
Mit dem Glauben an eine Verschwörung geht zumeist ein weiteres Phänomen einher, der Verfolgungswahn. Auf diesem Terrain versucht sich der Autor mit der nötigen Vorsicht zu bewegen; explizite Pauschalverurteilungen werden unterlassen, obwohl ihnen in Auswahl und Darstellung der Beispiele implizit Vorschub geleistet wird.
Einige der unheilvollen Fälle, in denen die Verschränkung von Verschwörungsglauben und Verfolgungswahn, gepaart mit Macht, großen Schaden angerichtet haben, sind ausführlich behandelter Bestandteil des Buches. Nach einer Einführung in das (klinische) Wesen des Wahns, werden die Fälle von Heinrich Kramer (Verfasser des Malleus Maleficarum), von Josef Stalin (russischer Diktator, der sich zeit seines Lebens von Verschwörungen umgeben sah) und Joseph McCarthy (ein paranoider „Kommunistenjäger“ im Amerika der 50er Jahre) untersucht. Augenfällig wird dabei die Gefährlichkeit der Kombination von Verfolgungswahn und Macht. Das kann unbeschränkt gelten, obwohl diese Verknüpfung nicht zwangsläufig mit Verschwörungsglauben zusammen fallen muss. In den angeführten Fällen handelt es sich allerdings ausschließlich um solche und diese Auswahl ist sicherlich dem Thema des Buches und den Voreinstellungen des Autors geschuldet. Aber auch hier wäre eine weitere Differenzierung interessant gewesen. Nicht nur der Verfolgungswahn, auch einige andere Formen von Wahn können sehr gefährlich sein, sind sie mit politischer Macht gepaart. Man denke nur an den Eifersuchtswahn, den Größen- oder den Querulantenwahn. Der Glaube an Verschwörungen kann ein hinzukommendes Phänomen sein, muss es aber nicht. Durch die Auswahl der Fälle und die Art der gedanklichen Ableitungen wird eine Pathologisierung des Konspirationsglaubens nahe gelegt, wo eigentlich der Zusammenhang von Macht und Wahn gemeint ist.
So verfügt das Werk von Thomas Grüter insgesamt über einen interessanten theoretischen Ansatz, mit dem Verschwörungstheorien sowohl analysiert als auch kreiert werden können. Zudem finden sich eine Unzahl gut lesbar aufbereiteter Verschwörungstheorien. Die Bezüge zur Psychopathologie hätten hingegen differenzierter dargestellt sein können und der häufig unfreiwillige Humor fehlt, der Konspirationstheorien eigen sein kann.
Das eingangs paraphrasierte wilsonsche Diktum der mechanischen Reaktionen bleibt so auch in weiten Teilen dieses Werkes gültig.
Gregorius, Gregor A., Logenschulvorträge, Esoterischer Verlag Paul Hartmann: Bürstadt 2006, 168 S., Paperback, ISBN 3-932928-32-6, 19,95 €.
Nachdem ich erfahren hatte, dass dieses Kleinod der magischen Literatur der 20er Jahre des 20. Jhds. wieder neu erscheinen sollte, habe ich voller Erwartung auf die Zusendung des Buches gewartet.
Und es enttäuscht nicht: Als erstes sieht man auf ein qualitativ hochwertiges Paperback-Buch mit einem bisher nicht veröffentlichten Bild von Gregorius unter dem Titel. Auch sonst entspricht die Qualität des Drucks, des Papiers etc. dem, was man vom Esoterischen Verlag gewohnt ist.
Gut lesbar schwingt man sich direkt in den ersten der insgesamt neun Vorträge. Diese umfassen:
Karma und Astrologie.
Die Astralebene und ihre Bedeutung für die Praktische Magie.
Die Dreieinheit und das Analogiegesetz der alten Wissenschaft.
Die Symbolik des Tau und des Pentagramm.
Die Symbolik der höheren Daseinsebenen.
Symbolik und Magie.
Horoskop und menschliche Psyche.
Religion als Liebesgeheimnis.
Das Erwachen des Mythos im neuen Zeitalter.
Man sollte anmerken, dass diese Vorträge in den 20er/30er Jahren im Vorhof der Fraternitas Saturni in Berlin gehalten wurden.
Entsprechend lesen sie sich auch. Die Sprache ist teilweise etwas veraltet und es strengt an, beim Thema zu bleiben, vor allem bei den theoretischen Lehren, die vertreten werden.
Wenn man sich jedoch erst einmal eingelesen hat, erkennt man das tiefe Wissen und den Forschungsgeist der schon damals die frühe FS beseelte. Auch wenn manches heute vielleicht veraltet sein mag, so gehören die dort vermittelten Lehren wohl immer noch zum Grundwissen eines jeden westlichen Magiers, der sein Fach ernst nimmt.
Gregorius, Gregor A., Magische Einweihung, Esoterischer Verlag Paul Hartmann: Bürstadt 2007, Paperback, 96 S., ISBN 978-3-932928-37-6, 13,00 €.
Gregor A. Gregorius (1888-1964), bedeutender Eingeweihter, Meister, Lehrer, Gründer und langjähriger Großmeister der Loge Fraternitas Saturni, hat ein in vielerlei Hinsicht schöpferisches Leben geführt. So war der Buchhändler und Verleger auch einer der produktivsten Schriftsteller okkulter (Lehr-)Bücher und schriftlicher Beiträge in anderen Werken. Den Großteil seiner Einsichten publizierte er dabei sicherlich in der Logenpublikation „Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst“ (BfaoL), die er als Großmeister von 1950 bis 1963 herausgab und mit einer Vielzahl hochwertiger Beiträge dominierte.
Warum an dieser Stelle auf die Blätter hingewiesen wird? Weil das für die Herkunft des hier besprochenen Werkes, „Magische Einweihung“ von Gregor A. Gregorius, aufgelegt vom Esoterischen Verlag Paul Hartmann, später noch bedeutsam werden wird.
In diesem Zusammenhang soll also nicht nur ein Buch rezensiert werden, sondern auch etwas von dem Wildwuchs an Publikationen unter dem Namen Gregorius entwirrt werden.
Zunächst also zum hier (neuerlich) verwendeten Titel „Magische Einweihung“.
Bereits 1930 erschien ein von Gregor A. Gregorius im Inveha-Verlag herausgegebenes Buch mit diesem Titel. Inhalt der damaligen Publikation waren einige der bereits 1928 in Heftform veröffentlichten Logenschulvorträge, original herausgegeben von der Esoterischen Studiengesellschaft, der Gregorius mit seinem bürgerlichen Namen Eugen Grosche vorstand. Und so verhalten sich die ursprünglich herausgegebene Hefte zu den Kapiteln im Werk „Magische Einweihung“ von 1930, die also eine der Auswahl der Vorträge sind:
Kapitel 1. (urspr. Heft 11/12) Müller Hans, Vorbereitungen zur praktischen Magie
Kapitel 2. (urspr. Heft 7) Gregorius, Gregor A., Magie der Spiegel und Kristalle
Kapitel 3. (urspr. Heft 10) ders., Die Astralebene und ihre Bedeutung für die Magie
Kapitel 4. (urspr. Heft 13/14) Liedke, Wilhelm, Astrale und mentale Magie
Kapitel 5. (urspr. Heft 5) Gregorius, Gregor A., Symbolik und Magie
Kapitel 6. (urspr. Heft 3) ders., Symbolik des Tau und des Pentagramms
Kapitel 7. (urspr. Heft 4) ders., Symbolik der höheren Daseinsformen
Der Vollständigkeit halber sollen die fehlenden Hefte angegeben sein. (Es geht um Entwirrung...) Die nicht unter dem Titel „Magische Einweihung“ 1930 von Gregorius herausgegebenen Logenschulvorträge sind:
Heft 1: Gregorius, Gregor A., Karma und Astrologie
Heft 2: Müller, Hans, Die Dreieinigkeit und das Analogiegesetz der alten Wissenschaft
Heft 6: Fröhling, Armand, Horoskop und menschliche Psyche
Heft 8/9: Ewalt, Ernst, Religion als Liebesgeheimnis.
Damit wird deutlich, ohne dass es damals explizit im Werk erwähnt wurde, dass Gregor A. Gregorius für bestimmte Teile des Werkes „Magische Einweihung“ als Autor figurierte, für die Teile anderer Urheber hingegen als Herausgeber.
Mit dieser inhaltlichen Auflistung nun kann betrachtet werden, wie sich nachfolgende Publikationen mit gleichem Inhalt und/oder Titel zu den alten Veröffentlichungen verhalten. Da geht nämlich wiederum einiges durcheinander.
In diesem Zusammenhang als erstes erwähnt, weil auch zuerst erschienen, gab der Esoterische Verlag Paul Hartmann 2006 ein Buch von Gregor A. Gregorius mit dem Titel „Logenschulvorträge“ heraus. Hier finden sich einige der Logenschulvorträge wieder.
Diese neuerliche Zusammenstellung umfasst folgende Vorträge, nach der Zählung der Hefte von 1928: 1, 10, 2, 3, 4, 5, 6 und 8/9. Damit ist auch diese Veröffentlichung der Logenschulvorträge a) nicht vollständig, b) die Vorträge sind nicht in der ursprünglichen erschienenen Reihenfolge abgedruckt und c) nur zum Teil aus der Feder von Gregor A. Gregorius. Zudem ist ein Aufsatz „Das Erwachen des Mythos im neuen Zeitalter“ angehängt, der nie Logenvortrag gewesen ist.
Nun aber, nachdem das geklärt ist, zum vorliegenden Buch „Magische Einweihung“ von Gregor A. Gregorius, das jüngst im Esoterischen Verlag Paul Hartmann erschienen ist. Um die Verwirrung nicht weiter zu treiben sei vorangestellt gesagt, dass dieses Buch nicht mit dem 1930 von Gregorius selbst veröffentlichten Werk identisch ist. Während das ältere, wie gesehen, Logenschulvorträge beinhaltete, enthält nun dieses ausgewählte Aufsätze aus der bereits oben erwähnten Logenpublikation „Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst“ (BfaoL). Diese Zusammenstellung speist sich aus Beiträgen der Jahrgänge 1950, 1956, 1959 und 1960, teilweise unter Abänderung der originalen Titel. Und wieder sind nicht alle Aufsätze von Gregor A. Gregorius. So entstammen die letzten vier Beiträge dieser Sammlung der Feder von Meister Amenophis.
Es ist schwer einsehbar, warum es so kompliziert sein soll, genau zu arbeiten. Die Herkunft und Urheberschaft der kompilierten Beiträge ist unterschlagen und es wurde ein bereits bestehender Werkstitel verwendet. der, wie oben ausgeführt, für einen ganz anderen Inhalt steht. Diese Irreführung, bewusst oder nicht, ist nicht gerade leserfreundlich und verletzt zudem die verlegerische Sorgfaltspflicht. Hier besteht deutlicher Nachholbedarf seitens des Verlags.
Und trotz der nun allgemein vorherrschenden Unordnung der Schriften Gregorius´ in verschiedenen Titeln und Veröffentlichungen über die letzten Jahrzehnte, ganz zu schweigen von der wildwachsenden Kopierwut und anfolgender Kommerzialisierungsversuche, passt der gewählte Titel hier zur getroffenen Auswahl.
Die ersten Beiträge richten sich an den Neophyten, den Neuling auf dem Weg okkulter Forschung und Persönlichkeitsentwicklung. Diese Artikel entstammen dem ersten Jahrgang der BfaoL und sind zu demselben wie dem hier ausgewählten Zwecke damals von Gregorius geschrieben worden: als Teil einer sich über mehrere Hefte erstreckenden wesentlichen Unterweisung des Schülers. Grundlegende Fragen des okkulten Weltbildes werden diskutiert, wie etwa die nach der Weißen Bruderschaft oder die nach der Tierseele. Zudem bekommt er verschiedene Basisübungen vorgestellt und wird in deren Verwendung eingewiesen („Die Vokalübungen zur Erweckung des Mentalkörpers“). Der Novize erhält Anregungen zur Gestaltung seiner Umwelt („Okkulte Raumkunst“, „Die Anlage einer okkulten Bibliothek“), bevor er an Themen herangeführt wird, die ein bereits entwickeltes Wahrnehmungsvermögen für metaphysische Realien und Zusammenhänge voraussetzen („Der esoterische Sinn des Lebens“). Für eine initiatorische Loge wie die Fraternitas Saturni ist die Einweihung natürlich zentral in Erleben und Entwicklung. Die drei letzten Kapitel des schmalen Bandes thematisieren diese Schlüsselerfahrung. Die Beiträge sind sorgfältig ausgewählt und zusammengestellt und sind zudem für den Suchenden und den Erfahrenen heute noch so aktuell wie zur Zeit ihrer Abfassung.
Die Zusammenstellung der Texte zumindest ist somit gelungen und transportiert zeitloses Wissen: Und wie bei den BfaoL, wenn dort auch in weitaus größerem Umfang, ist die Summe mehr als das einfache Zusammenzählen der Teile. So ist das Buch gerade für Anfänger geeignet, die sich ein Bild vom okkult-initiatorischen Weg saturnischer Prägung machen wollen, gibt aber auch dem Fortgeschrittenen, gleich welcher magischen Richtung, Anregung. Aus diesem Grund soll es dem Leser empfohlen sein. Die Ausstattung des 96 Seiten starken Paperbacks entspricht dabei der soliden schmucklosen Qualität der Publikationen des Esoterischen Verlages.
Frater Sursum ad lucem, Liber Sigillvm, Bohmeier Verlag: Leipzig 2003, Paperback, 72 S.,
ISBN 3-89094-402-7, 12,90 €.
Dieses kleine Büchlein präsentiert die grundlegendsten Techniken zum Einstieg in das faszinierende Gebiet der Sigillenmagie.
Was in vielen Werken anderer Autoren (z.B. Frater .:V.:D , Peter J. Carroll usw.) zu diesem Thema aufzufinden ist, fasst Frater Sursum ad Lucem kurz und knapp für den Anfänger geeignet zusammen: Erstellen von einem Willenssatz, Konstruktion der Sigille nach der Wort-, Bild- oder Mantramethode oder durch Automatisches Schreiben, Aktivierung der Sigille durch Trance (Dämpfungs- oder Erregungsmethode), und schließlich das "Magische Vergessen" der gesamten Operation.
Wer anfängt, sich für diesen Zweig der Magie zu interessieren und beginnen möchte, praktisch damit zu arbeiten, kann sich das Zusammensuchen geeigneter Informationen bei verschiedenen anderen Autoren ersparen, diese Arbeit hat Frater Sursum ad Lucem mit seinem Liber Sigillvm bereits geleistet.
So weit so gut.
Wäre da nicht dieser "ärgerliche Beigeschmack": denn mit ca. 60 Seiten ohnehin nicht gerade als umfangreich zu bezeichnen, enthält dieses Werk sage und schreibe 36 (!) Seiten, auf denen lediglich nichts anderes zu lesen ist als diverse Begriffe und deren Umsetzung als Sigille (entstanden mittels des Automatischen Schreibens durch den Autor). Abgesehen davon, dass diese Sigille nicht einmal interessant aussehen, was durch ihre "krakelige" Darstellung noch zusätzlich verstärkt wird, frage ich mich, wie solch eine Präsentation persönlicher Sigille aus dem Fundus des Autors zusammenpassen könnte mit dem Anspruch seines Buches, ausgedrückt im Untertitel "... wie man sich sein eigenes magisches Alphabeth (sic) erschafft". Als Beispiel für ein eigenes Alphabet einfach viel zu umfangreich, besonders im Verhältnis zur Gesamtseitenzahl des Buches. Da hätte er doch besser gleich den ganzen Duden in Sigille umsetzen sollen, dass wäre dann vielleicht ein interessantes Grimoire geworden.
Da der Autor ja zu Recht darauf hinweist, dass der Willenssatz, aus dem eine Sigil gebildet wird, nur positiv formuliert werden sollte, würde ich zu gern wissen, welche Willenssätze er mit einigen seiner präsentierten Begriffe/Sigille denn so konstruiert, als da wären z.B.: Alptraum, Autounfall, Cholera, Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, Eiter, geschlechtskrank, Gift, hinrichten, morden, Nikotinvergiftung, Paranoia, quälen, Quetschung usw....
Und letztlich wird man den Verdacht einfach nicht los, dass besagte Seiten vorwiegend als Füllstoff dienen, um das Büchlein noch ordentlich aufzublasen. Schade, denn so etwas hat es eigentlich nicht nötig.
Daher mein Fazit: die umstrittenen 36 Seiten einfach rausschmeißen, oder zumindest auf zwei bis vier Seiten reduzieren, dem Rest ein großzügigeres Layout verpassen, den Verkaufspreis um die Hälfte reduzieren, und schon hat man ein brauchbares und kompaktes Einstiegswerk in die Sillenmagie.
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Frater Oriphiel, Die Gnosis der Dunkelheit, Bohmeier Verlag: Leipzig 2007, Paperback, 96 S., ISBN 978-3-89094-536-1, 14,95 €.
Nach dem beachtenswerten Erstlingswerk Magische Einweihungspfade hat der Bohmeier Verlag nun das Nachfolgewerk Die Gnosis der Dunkelheit von Frater Oriphiel herausgebracht, das hier besprochen werden soll.
Wieder ist es dem Autor gelungen, teilweise schwer verständliche innere Zusammenhänge der abendländischen magischen Tradition anschaulich und mit praktischen Anleitungen versetzt zu präsentieren. Aus eigener Erfahrung in jahrelanger Praxis lässt Oriphiel den Leser an seinem Wissensschatz teilhaben.
Besonderes Gewicht liegt in diesem schmalen Band, wie der Name es bereits verrät, auf den Traditionen zur Linken, wie sie in verschiedenen Logen tradiert werden und wurden. Das Hauptaugenmerk dabei wiederum liegt auf den Gruppen, die im saturnischen Geist arbeiten, dabei herausgehoben die Fraternitas Saturni.
Zudem muss natürlich erst einmal eingeführt sein, was die Beschäftigung mit dem saturnischen Geist ausmacht, durch welche Qualitäten dieser gekennzeichnet ist und welche Beziehungen sich aus der Arbeit in einer Saturnloge zur Persönlichkeitsentwicklung ergeben können. Selbstredend sind hier Verallgemeinerungen nur bis zu einem bestimmten Grad möglich, sind derartige Erfahrungen und Reifeprozesse sehr individuelle. Allerdings gibt es auch einige Punkte, die allgemein abgehandelt werden können, da sie, abgesehen von den divergierenden Erfahrungen, im Zentrum der dunklen Mystik liegen. So verhält es sich etwas mit dem Dunklen oder Schwarzen Licht, das im saturnischen Tempel präsent ist. Hier wird dem Leser Material präsentiert, das so bisher einer breiten Öffentlichkeit verborgen war.
Nach dem ersten Teil des Buches, in dem die Präliminarien festgelegt wurden, wird der Aspekt des Dunklen Lichts im zweiten Teil weiter vertieft. Es wird in Beziehung zu den chthonischen Kräften gesetzt und altbekannte magische Techniken, wie das Pentagrammritual, in seiner inversen Form auf die Möglichkeit untersucht, mit diesem einen praktischen Zugang zu eben jenen Kräften zu finden. Nachdem eng zusammenhängende Fragen zur Initiation und der Bedeutung des Todes und seiner Symbolik für die eigenen Entwicklung auf dem dunklen Pfad geklärt sind, folgen dazu die praktischen Anleitungen, durch die schon das erste Buch von Frater Oriphiel bestechen konnte.
Auch der dritte Teil ist überwiegend praktisch orientiert und bietet Ausarbeitungen zu Bannungs-, Schutz-, Zentrierungs- und Verteidigungsritualen und leitet die Erschaffung von Wesenheiten und magischen Talismanen an. Hier stellt der Autor eine Neuschöpfung aus dem eigenen Labor vor: Eine Vielzahl von altägyptischen Hieroglyphen bietet die Basis dieses Zaubers, aus denen wiederum ähnlich den Binderunen nun Bindehieroglyphen gebildet werden, mithilfe derer talismanisch gewirkt werden kann. Die Affinität des Autors zu ägyptischen Themen setzt sich hier durch, wie auch im anfolgenden Teil zu Fragen von Invokation und Evokation. Weit entfernt davon, diese lediglich theoretisch abzuhandeln, ist der Leser aufgefordert, eigene praktische Schritte zu gehen, sei es, um Het Heret zu invozieren, sei es, um Astarot zu evozieren.
Darüber hinaus bietet der schmale Band von Frater Oriphiel in weiteren Ausführungen Material zu Systemen okkulter Freimaurerei und gnostischer Ritualistik, also weiteren Feldern der abendländischen Tradition.
Wie schon das erste Buch des Autors ist auch dieses ein empfehlenswerter Studienbegleiter, in dem immer wieder nachgelesen und Inspiration gefunden werden kann.
Und wie aus gut unterrichteten Kreisen hörbar wurde, soll ein drittes Buch des Autors bereits in der Endfassung bearbeitet werden. Es bleibt also spannend.
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Golowin, Sergius, Die Magie der verbotenen Märchen, Merlin Verlag: Gifkendorf 9. Aufl. 2004, Paperback, 240 S., ISBN 3-87536-179-2, 13,90 €.
Sergius Golowin hat sicherlich das Interesse von mehr als einem für den Tarot, die Weisen Frauen und viele andere Aspekte (mittel)europäischer Kultur geweckt, und so ist es immer wieder eine Freude, von ihm zu lesen. Eine Neuauflage eines seiner Bücher gibt Gelegenheit, auf die von ihm bearbeiteten Themengebiete wieder einmal aufmerksam zu machen. Die Menschlichkeit und Humor, mit dem er schreibt, sind dabei sicherlich ebenso wichtig wie die Art und Weise, wie er sich den Themen seines Interesses annähert. Er ist einer der wenigen Autoren, die es schaffen, trotz einer Menge geschichtlicher Fakten, ihre Leser nicht zu überfordern, sondern ihren Text immer lesbar fortzuspinnen; ein Gefühl für die Kompaktheit und Vielschichtigkeit eines Themas erzeugen können ohne sich auf irgendeine schräge Theorie zu versteifen; und vor allem nicht die vielbegangenen Wege gehen, sondern viel lieber in mündlichen Überlieferungen und dem Sagen- und Geschichtsgut von Fahrendem Volk und der Bewohner abgelegener Gegenden forschen. Sachbücher von Sergius Golowin haben deshalb für mich immer einen ganz eigenen „Stil“, ja Geschmack, vor allem befassen sie sich aber mit Aspekten „magischen“ Lebens auf eine Weise, die zwar wissenschaftlich und unaufdringlich, aber gerade deshalb viel überzeugender als so manche Schall und Rauch versprühende New-Age-Klamotte sind.
Die Magie der verbotenen Märchen ist ein gutes Beispiel dafür. Schritt für Schritt entwickelt sich das Bild einer europäischen Vergangenheit, die doch ganz anders war, als man sich für gewöhnlich vorstellen mag. Eine Vergangenheit, in der heidnische und volkstümliche Brauchtum des Altertums in Ecken und Hinterhöfen des Alltags immer noch lebendig und fest im Bewußtsein und Fühlen der Menschen verwurzelt waren.
Sergius Golowin weist anhand der Märchen, die ja besonders altertümlich und über Generationen relativ unverändert Abbilder einer volkstümlichen (aber schriftarmen) Kultur zu transportieren verstanden, das Vorhandensein eines bis in die frühe Neuzeit existenten „Kultur-Untergrundes“ nach, in dem der Genuß von Naturdrogen (z.B. Hanf, Bilsenkraut, Stechapfel usw.) mit der Existenz schamanischen und magischen Brauchtumes Hand in Hand ging, ja, er versteht es sogar, die in vielen Märchen vorhandenen Anspielungen auf psychedelische Substanzen und Erfahrungen zu entschlüsseln. Dies tut er durch eigene Gedanken, Verknüpfung von parallelen Bildern und immer wieder durch interessante Zitate aus ungebräuchlichen botanischen, völkerkundlichen und mythologischen Quellen.
Der im Märchen verschlüsselte Kultur-Untergrund schlägt auch eine Brücke vom Hexentum („Die grüne Farbe war im Hexenwesen beliebt, der Teufel, meist grüngekleidet, heißt in den Sagen Grünrock.“) zu den Einweihungsclubs, die im l8. Jahrhundert die Rolle dieses Untergrundes langsam übernahmen. („Im Rauch Ihrer Pfeifen“ schrieb auch Eliphas Levi von den Menschen um die deutschen Illuminaten (...) sahen sie „tausend unsagbare Dinge, die sie in die Wunder des Jenseits einweihten.“)
Hie wie dort war der Konsum bestimmter bewusstseinsverändernder Substanzen eine soziale Institution, religiös und mystisch geprägt, auf Erkenntnis ausgerichtet, nicht auf ein „Erlebnis“. Diese Art der „Chemognosis“ sollte man nicht mit dem Mißbrauch usnerer Zeit verwechseln, eben so wenig wie die Peyote-Rituale der amerikanischen Ureinwohner mit den LSD-Orgien sogenannter Hippies. Vor der Einführung des Gin in Amerika gab es dort eben so wenig ein Alkoholproblem wie in Europa ein Drogenproblem vor der von den imperialistischen Staaten erzwungenen Massenproduktion von Opium in China oder der Synthese neuartiger Rauschgifte durch angesehene Pharmazeuten wie Hoechst und Bayer.
Inspiration ist oft genug der Kontakt zweier Schichten der Realität, von denen wir die eine „Realität“ oder „Diesseits“ oder „Hier&Jetzt“, das andere „Andere Welt“, „Dort Drüben“ oder „Jenseits“ nennen. Die Kulturen des Altertums haben diese daraus gewonnen Vorstellungen in sogenannten TOTENBÜCHERN niedergeschrieben, Berichte der Reisen eines „Verstorbenen“ durch das Jenseits. Diese „Andere Welt“ hat viele Namen, vom ägyptischen Amenti zu der endlosen Reihe keltischer Jenseitsländer, deren letztes Avalon ist, trotz aller kulturellen Unterschiede sind sie sich ähnlich als in phantastischem Ausmaße verzerrten Landschaft, in der jedes Detail und jede „Person“, der man begegnet, mythische Proportionen annimmt. Diese Phantasiereiche sind symbolscapes -“Symbollandschaften“ - in denen unter einer scheinbar einfachen und irgendwie „vertrauten“ Oberfläche tiefsinnige Botschaften auszugraben sind.
Jede Kultur kann ein oder mehrere dieser „Totenbücher“ aufweisen, in denen die spirituellen Erfahrungen ihres Kulturkreises in bildhafter Sprache nachvollziehbar sind. Die tibetanische, ägyptische, inkanische Seele spricht aus den Totenbüchern ihrer Priester, in Europa sind es vor allem die erst spät in der Geschichte von der Wissenschaft gesammelten Märchen, in denen das ganze Spektrum kultureller und spiritueller Inspirationen Gestalt angenommen hat. Für die Einsicht in Märchen als die „Totenbücher“ der europäischen Kulturen sprechen auch die Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen bestimmter Erkenntnisse und Bilder in den Märchen weit auseinanderliegender Völker, wie sie Volkskundler und Sagensammler nachweisen konnten.
Die DEUTSCHEN TOTENBÜCHER sind voll von erschreckenden Geschichten und echten Wundern, von der Bedrohung der Gemeinschaft und des Ichs durch unbalancierte Begierden und die Verwandlungen, die ein solcher Makel im Menschen hervorrufen kann, aber auch, wie solche Transformationen siegreich überwunden werden können. Die DEUTSCHEN TOTENBÜCHER berichten in erstaunlichen Parallelen über das von Völkerkundlern wiederentdeckte magische Brauchtum der deutschen Stämme. Während die Völkerkundler uns heute wieder die Rezepturen von Hexendrogen und Feenkräutern wiederentdecken helfen, berichten die DEUTSCHEN TOTENBÜCHER anschaulich von ihren Wirkungen. Für gewöhnlich nehmen sie die Gestalt solcher aus der Kindheit bekannten und vorsichtigen Erziehern um alles Heidnische gereinigten Leineneinbände wie GRIMM’S MÄRCHEN an.
Geht man einmal im Sprachgebrauch der deutschen Völker zurück, so wird man sehen, daß sich hinter den so scheinbar harmlosen „Äpfeln“ und „Rüben“, von derer man sich bei vieler der Transformationen in den Märchen bedient, viel Tiefgründigeres verbirgt. Tatsächlich können mit diesen Wörtern auch eine Reihe von Pflanzen gemeint sein, die vor der Einführung des Branntweines und des exzessiven Hanf- und Opiumimportes die privaten und rituellen Genußdrogen Europas waren: Bilsenkraut, Tollkirsche (Belladonna), Mandragora, Eisenhut oder Stechapfel - die allesamt exzitatorische oder halluzinogene Substanzen enthalten und heutzutage in in gleichem Maße als „Gift“ und „Unkraut“ gebrandmarkt werden wie einst Kräutersammlerinnen als „Hexen.“ Man kann viele dieser Märchen (englisch „fairy-tales“ - Feengeschichten oder Geschichten aus Feenland, Faerie) also auch als Protokolle über die Einsichten verstehen, die aus den Tiefen einer „Fairy-Pipe“, einer vorgeschichtlichen Kräuterpfeife gewonnen wurden, in denen der Feenlandreisende „Wildes Kraut“ verbrannte. In diesem Zusammenhang offenbart sich die „Andere Welt“, Feenland, das „Jenseits“ nicht als das Land der Toten, sondern als eine mythische Realität, eine Formwerdung des kollektiv Unbewußten und seiner archetypischen Symbolgestalten, die als Essenz der Menschheitserfahrung jenseits von Raum und Zeit weiterexistieren und für den Eingeweihten erreichbar bleiben.
Feenland lebt weiter. Es ist für jeden zugänglich, der in das Kontinuum menschlicher Vorstellungskraft Eingang findet, wo Innere und Kosmische Wahrheiten in Allegorien und mythopoetischen Transformationsprozessen dargestellt werden. Die so gewonnen Geschichten, Märchen, Phantastereien sind nicht unzusammenhängende Metapherngeflechte, sondern Reiseberichte aus Ländern jenseits des Alltags, unter der Haut der Realität. Die „Tote Seele“, der Reisende der Totenbücher ist nichts anderes als derjenige, dessen Seele dieses Reich der Realität verlassen hat und sich auf Wanderschaft durch das Multiversum begibt.
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Rätsch, Christian, Räucherstoffe. Der Atem des Drachen, AT Verlag: Aarau 4. Aufl. 2006, Festband, 240 S., ISBN 3-03800-302-6, 29,90 €.
Dieses Buch erschien erstmalig 1996 und wurde nun in einer vierten, erweiterten Auflage neu herausgebracht.
Der Autor, Dr. Christian Rätsch, ist Ethnopharmakologe, der seit zwanzig Jahren den Pflanzengebrauch in schamanischen Kulturen studiert. Im Vordergrund steht dabei der medizinische und rituelle Gebrauch der Pflanzen bei den jeweils beobachteten Ethnien. So lebte er drei Jahre bei den Lakandonen, forschte im Himalaya und ist Autor verschiedenster Bücher. Das weithin bekannte Standardwerk "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen" ist nur eines der Werke, das aus seiner Feder stammt. Dabei ist sein Fokus nicht nur auf die südamerikanische oder asiatische Flora ausgerichtet. Auch die einheimischen Traditionen um den rituellen Pflanzengebrauch gehören in die beeindruckende Kenntniskiste von Rätsch. Daneben ist er zunehmend als Referent und Seminarleiter zu erleben.
In diesem Werk nun geht es um Pflanzen, die als Räucherstoffe Verwendung fanden und finden. Als eine der ältesten Formen des Opfers werden mit dem Rauch seit jeher magische und medizinische Eigenschaften verbunden. In diese lange Geschichte der Räucherstoffe wird einleitend sowohl fundiert, als auch kenntnisreich und kurzweilig eingeführt. Der Autor entwirft so ein Bild, das verdeutlicht, dass Räuchern seit Urzeiten überall auf der Welt eine herausragende Stellung einnimmt. Die Betrachtung reicht bis hin zu planetaren und zodiakalen Zuordnungstabellen des 20. Jahrhunderts.
Im Hauptteil dieses großformatigen und reich bebilderten Buches sind dann alphabetisch geordnet 72 Pflanzen ausgesucht. Die jeweils mehrseitigen Beschreibungen beinhalten einen ethnopharmakologischen/ -botanischen Teil und dann einen, der Beispiele für die Nutzung rund um den Globus anführt. Zudem führt Rätsch zu jeder Pflanze weiterführende Literatur an, beschreibt Wirkungsweisen und Anwendungsmöglichkeiten, gibt hier schon Pflanztipps und so vorhanden, Rezepte für Räuchermischungen. Zu jeder Pflanze fand der Autor verschiedene Stiche oder Fotos, die mit den ausführlichen Porträts schnell den Wunsch wecken könnten, dass dieses Buch sehr viel umfangreicher sein möge.
Für den Schnellzugriff gibt es anfolgend einen Bildteil, in dem die beschriebenen Pflanzen noch einmal nach ihrer Beschaffenheit geordnet sind; also nach dem Schema Wurzeln, Holze und Rinden, Harze und Gummis, Blätter, Nadeln und Zweigspitzen, Samen und Früchte.
Eine weitere Besonderheit dieses hervorragend gelungenen Buches ist ein Teil zur Zubereitung und zum Gebrauch von Räucherstoffen. Bei den einzelnen Pflanzen bereits angerissen, wird der praktische Aspekt vertieft. Hier wird dem Leser zuerst ein pharmazeutisches Glossar geboten, bevor die Rezepte anfolgen. Und was der Autor hier zusammen getragen hat, ist ebenfalls eine Klasse für sich. Eine Rekonstruktion der delphischen Räucherung findet sich neben einer Anleitung zur Bereitung eines Oberbayrischen Hexenrauchs und einer mongolischen Schamanenräucherung. Auch dieser Teil des Buches weckt wieder den Wunsch nach ergänzender Fortsetzung.
Eine ausführliche Bibliographie, ein Verzeichnis von Bezugsadressen von Räucherstoffen und ein Stichwortverzeichnis runden den empfehlenswerten Band ab.
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Rätsch, Christian, Walpurgisnacht. Von fliegenden Hexen..., AT Verlag: Baden - München 2007, Festband, 112 S., ISBN 978-3-03800-312-0,
19,90 €.
Mit einem Stereotyp aus dem 16. Jahrhundert, festgeschrieben in Johann Georg Gödelmanns „Von Zauberern, Hexen und Unholden, wahrhaftiger und wohlbegründeter Bericht“ (1592), beginnt die Geschichte der Walpurgisnacht und das unlängst zu diesem Thema erschienene Buch von Christian Rätsch.
In der historischen Beschreibung finden sich erstmalig die Elemente, welche die Walpurgisnacht, die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, als kognitives Muster auszeichnen und die der Studie von Rätsch die inhaltliche Struktur vorgeben. Es sind in erster Linie also die Topoi Datum und Ort des Geschehens, die Ausfahrt der Hexen, die Flug- und Buhlsalbe, die Hexenversammlung, der Teufelpakt, die sexuellen Ausschweifungen, ekstatische Musik, das Hexenmahl und schlussendlich die Ketzerei, die das Geschehen dieser als besonders angesehenen Nacht ausmachen.
Nachdem die einzelnen Bestandteil herausdestilliert sind, seziert der Ethnopharmakologe Rätsch, der in bisherigen Publikation besonders den Zauberpflanzen dieser Erde zugetan war, die allseits bekannte Hexennacht aus kulturwissenschaftlicher Sicht.
Der Frage beispielsweise, was eigentlich eine Hexe ist, spürt er akribisch nach. Vom altgermanischen hagazussa über weitere Namensgebungen, die im Volksmund gebräuchlich sind, bis hin zu einer Schreibweise in Runenschrift analysiert der Autor den Bedeutungsgehalt des Wortes.
Eine anfolgende Betrachtung geht der Namenspatronin des Festes nach, der Hl. Walpurga (auch: Walburga, Walpurgis). Die katholische Pestpatronin, die auch bei Unterleibs- und Augenleiden angerufen wird, scheint mit ihrem Namenstag eine gewollte Überlagerung darzustellen; ein früher Versuch der Kirche, die heidnischen Ursprünge der Maienfeste zu verschleiern. Zudem erscheinen in der germanischen Mythologie zauberkräftige Frauen, für die bereits Jacob Grimm einen Bezug zur Walpurga herstellte: Demnach leite sich ein Teil des Namens vom althochdeutschen vala, Zauberin, her. Diese etymologische Detailarbeit illustriert der Autor immer wieder mit spannenden Episoden aus den einheimisch-volkskundlichen Erzählungen.
Auf dieselbe unterhaltsame wie faktisch fundierte Art widmet sich Rätsch den Hexenplätzen im Harz, den Blocksbergen und dem griechischen Parnass, einem kultisch genutzten Platz der Dionysosanhängerinnen. Dabei werden einige Parallelen zum frühneuzeitlichen Hexentreiben augenfällig.
Für die den Hexen vielfach zugeschriebene Flugfähigkeit, die auf einer speziell zubereiteten Salbe beruhen soll, findet Rätsch einiges an Rezepturen für Einreibungen und Räuchermischungen, die sowohl von Hexen als auch gegen Hexen eingesetzt worden sein sollen. In der Überzahl der Zubereitungen stellt die Familie der Nachtschattengewächse mindestens einen Teil des Wirkstoffgemisches, was der Autor einerseits zum Anlass nimmt, die sogenannten Hexenpflanzen zu porträtieren als auch zu mutmaßen, dass es sich beim Walpurgisspektakel um ein astrales Ereignis gehandelt haben könnte. Die visionsinduzierende und aphrodisiakische Wirkung der Pflanzen würde dazu passen. Problematisch bleibt dabei, dass die überkommenen Rezepturen in ihrer Authentizität fragwürdig sind.
In weiteren Teilen des Buches beschäftigt sich Rätsch mit dem literarischen und musikalischen Niederschlag der Walpurgisnacht bis in die Gegenwart hinein, etwas mit der Faust-Legende oder aber dem Schaffen von Hector Berlioz.
Das Werk von Christian Rätsch ist also eine äußerst gelungene und vielseitige Darstellung des Themas Walpurgisnacht, welches von den heidnischen Ursprüngen bis in die heutige Zeit detailliert verfolgt wird. Zudem isst das Auge mit: Das Buch ist durchgehend aufwendig und sehr ansprechend illustriert.
Was will man mehr?
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Rätsch, Christian, Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT Verlag: Aarau 8. Aufl. 2007, Festband, SU, 941 S., ISBN 978-3-03800-352-6, 99,00 €.
Die Betrachtung von psychoaktiven Pflanzen ist in der öffentlichen Diskussion meist unter den Gesichtspunkten von Vergiftung und Verminderung geistiger und physischer Leistungsfähigkeit, die Nutzung derselben durch Kriminalisierung geprägt. Dabei sind Rauschdrogen kulturgeschichtlich immer auch wichtige Hilfsmittel gewesen, spirituelle Einsichten zu gewinnen. In der islamischen Mystik, dem Sufismus, im südamerikanischen Schamanismus oder bei den hinduistischen Shaivas beispielweise sind rauscherzeugende Pflanzen essentieller Bestandteil religiöser Erfahrung, mithilfe derer Visionen zur Gottesschau hervorgerufen werden oder aber, allgemeiner, Zugang zur geistigen Welt induziert wird. Diese Pflanzen werden als Werkzeuge betrachtet, die gezielt dazu eingesetzt werden können, den menschlichen Bewusstseinszustand dergestalt aufzuheben, dass die Grenzen dieser Welt transparent und Einsichten aus einer Anderswelt gewonnen werden können. Damit werden sie in vielen Kulturen selbst vielfach zu verehrten Lehrern. Diese kulturelle Bedeutung und geistige Potenz der halluzinogenen Pflanzen nicht zu vergessen hat sich ein Teilbereich der ethnobotanischen Forschung auf die Fahnen geschrieben.
Einer der herausragendsten Forscher weltweit auf diesem Gebiet ist Christian Rätsch, dessen Bücher im Rahmen der Chela-Rezensionen immer wieder Thema gewesen sind. Der Ethnopharmakologe erforscht nun seit zwanzig Jahren besonders schamanische Kulturen und deren Gebrauch von psychoaktiven Pflanzen. Sein umfangreichstes Buch und gleichzeitig international das ethnobotanische Standardwerk zu pflanzlichen Halluzinogenen ist die Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, die nun schon in der achten Auflage im AT Verlag erschienen ist. Eingeleitet ist der Band von einem der großen Alten in der Erforschung psychoaktiver Substanzen, von Albert Hofmann. Dieser formuliert, was wie damals so heute die Motivation der Erforschung von Entheogenen ist: Die Menschheit benötigt einen Bewusstseinswandel hin zu Zuständen, die Einblicke hinter die Subjekt-Objekt-Schranke zu geben vermögen um die Ignoranz und ihre fatalen Folgen für die Natur einschließlich den Menschen abzuwenden. Hier könnte ein intelligenter Einsatz von psychoaktiven Pflanzen wertvolle Hilfestellung leisten, wie die ethnologische Empirie abseits der Industrienationen der ersten Welt zeigen konnte. Die bei weiteren Forschungen offenbar gewordene Tradition Mitteleuropas zur Nutzung heiliger Pflanzen wurde erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt, wobei vermutlich viel Wissen bereits unwiederbringlich verloren ist.
Da sind es dann Forscher wie Christian Rätsch, deren ausgeprägtes Interesse sie rastlos antreibt und die gegen Dummheit und deren Äußerung, Verbote, Wissen aus eigener Erfahrung setzen und davon erzählen. Seit Jahrzehnten erforscht Rätsch also nun Entheogene in den verschiedenen Teilen dieser Welt, sowohl im Selbstversuch als auch in pharmakologischer und kultureller Theorie und Praxis. Ergebnis ist nun die Enzyklopädie, die der Autor selbst sein „erstes Lebenswerk“ nennt und in der die Ergebnisse dieser Forschungen geordnet und verdichtet sind. Und das Ergebnis sprich für sich: Enzyklopädie meint die Gesamtheit des Wissens zu einem Gebiet und diesem hohen Anspruch wird vom Autor bravourös Rechnung getragen.
Von den angeführten Pflanzen sind 102 Gattungen umfangreich monographisch erfasst und neben allen Informationen auf der Höhe heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis zu Botanik, Aussehen und Anbaumethoden bietet Rätsch Angaben zu Inhaltsstoffen, zur Zubereitung, Dosierung, Geschichte der rituellen und/ oder medizinischen Nutzung und zur Wirkung. In kleinen Monographien sind 133 weniger erforschte Pflanzen verzeichnet. Weitere Kapitel führen psychoaktive Produkte und Pflanzenwirkstoffe auf. Die exzellent bebilderte Enzyklopädie wird durch ein umfangreiches Stichwortverzeichnis und eine ebenso umfassende Biblio- und Diskographie komplettiert. Immer wieder ergänzt und erweitert kann der voluminöse Band nur in Superlativen beschrieben werden. Unübertroffen.
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Adelaars, A./ Rätsch, Ch./ Müller-Ebeling, C., Ayahuasca. Rituale..., AT Verlag: Baden - München 2006, Festband, 312 S., ISBN 3-03800-270-4, 24,90 €.
Bekanntlich ist Ayahuasca (auch: yagé) ein in Südamerika weit verbreitetes Heilmittel, das rituell von bestimmten amazonischen Schamanen (ayahuasqueros) eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um einen Sud aus zumeist zwei Pflanzen, von denen eine die Dschungelliane Banisteriopsis caapi ist. Neben Pflanzenteilen der Liane ergänzen DMT-haltige Blätter einer weiteren Pflanze den bitteren Sud. Das Gebräu ist im schamanischen Kontext sowohl Heilmittel als auch visionäres Gefährt zur Erkenntnis, vergleichbar vielleicht mit dem abendländischen Gebrauch von Fliegenpilz und Co.. Ayahuasca wird wahrscheinlich schon Jahrtausende als Reisemittel in die Welt der Seelen genutzt und nun zunehmend im Westen populär. Etliche Menschen westeuropäischer Sozialisierung haben bisher die "bittere Brühe" gekostet und ihre Wirkung zu schätzen gelernt; einige sind bereits so erfahren, dass sie Ayahuasca- Seminare anbieten.
Die drei Autoren Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling und Arno Adelaars sind ausgewiesene Experten in den Bereichen Ethnologie, Pharmakologie und besonders, zusammengefasst, der Ethnobotanik. In ihrem Gemeinschaftswerk werden viele der denkbaren Aspekte, die mit Ayahuasca zusammen hängen, berücksichtigt. Neben der Nachzeichnung ritueller Verwendung der Meisterpflanzen werden weitere kulturelle Spuren gesucht, die pharmakologische Seite beleuchtet und nicht zuletzt eigene Erfahrungen geschildert. Die Dreiteilung des Werkes unterstützt dabei die angedeutete Vielfalt in der Betrachtung der Pflanze.
So beschäftigt sich Christian Rätsch im ersten Teil (Ethnobotanica Ayahuasca) mit der Frage von Ursprung, Entdeckung und Bedeutung von Pflanzen und Trank im kulturellen und pharmakologischen Kontext. Dabei werden verschiedene im Amazonasgebiet gebräuchliche Rezepte vorgestellt und herausgestellt, wie die unterschiedlichen Additva wirken, die dem Trank zugesetzt werden können. Neben den Visionspflanzen kennt der Schamane in Südamerika (hauptsächlich in Kolumbien, Ekuador, Peru und Brasilien) eine Anzahl weiterer entheogener Pflanzen, mit denen geheilt wird und die Rätsch umfassend in ihrer Herkunft und Nutzung beschreibt. Zu nennen sind dabei die Engelstrompete, der Stechapfel, Yopo-Pulver, Dschungeltabak, verschiedene Kakteen sowie Räucherstoffe wie Copal. Die gesamte Darstellung bleibt vom ersten Augenblick nicht bei einer theoretischen Schilderung stehen, sondern ist immer wieder durchsetzt von Einblicken in die praktische Erfahrung mit den Pflanzen.
Im zweiten Teil, größtenteils von Claudia Müller-Ebeling verfasst, wird dieser praktische Aspekt auf der Ebene künstlerischer Reflexionen vertieft. Viele der während einer Ayahuasca- Zeremonie geschauten Visionen finden sich künstlerisch ausgeformt sowohl in Südamerika als auch als Elaborate westlicher Künstler. Ausgehend von verschiedenen Formkonstanten in der Kunst indigener Völker, wie charakteristischen Zickzackmustern, Spiralen und Kreisen, lassen sich auch bestimmte Tiersymbole (Jaguar, Schlange) mit Ayahuasca in Verbindung bringen. Besonders bei den Shipibo-Conibo kann die Autorin exemplarisch belegen, wie eng der Zusammenhang zwischen Dschungelmedizin und dem allgegenwärtigen künstlerischen Ausdruck ist. Neben archäologischen Artefakten und lokalen Alltagsgegenständen befasst sich Müller-Ebeling aber auch mit der visionären Malerei der Gegenwart, die beispielsweise mit so unterschiedlichen Künstlern wie Pablo Amaringo, Yando Rios, Mati Klarwein, Nana Nauwald und Alex Grey verbunden ist. Ein weitere anregende Betrachtung gilt dann dem musikalischen Ausdruck von Ayahuasca- Erfahrungen.
Im dritten Teil zeigt Arno Adelaars, der selbst Ayahuasca- Rituale in Europa zelebriert, in welchem Kontext jeweils mit diesem Heilmittel des Dschungels umgegangen wird. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der rituellen Ausgestaltung. Die eindrücklichen Schilderungen reichen hier von verschiedenen Zeremonien in Kolumbien, Peru (Stichwort: Ayahuasca- Tourismus) und Ecuador hin zu brasilianischen Kirchen (Santo Daime), in denen Ayahuasca als Sakrament innerhalb des Gottesdienstes zur Verwendung kommt. Auch Adelaars geht immer von seinen Feldforschungen aus, die er in bester ethnologischer Manier mit einer Fülle weiterer Informationen anreichert. Als eine Besonderheit dieses Kapitels kann die Darstellung moderner Rituale im Westen stehen. Obwohl der kulturelle Transfer nicht ohne problematische Begleiterscheinungen ist, bleibt der Autor weit davon entfernt, indigene Gebräuche zu glorifizieren und diese per se für unübertragbar zu erklären. Die sogenannten Do-It-Yourself- Rituale können genauso eindrücklich und heilsam sein, wenn Intention und Erfahrung, Set und Setting stimmig sind. Auch hier werden wieder sowohl positive als auch missglückte Erfahrungen nebeneinander gestellt, so dass sich der Leser ein eigenes Urteil bilden kann. Interviews mit westlichen Ayahuasca- Trinkern und ein Klärung des rechtlichen Status runden dieses hervorragende Buch zum Thema ab.
"Ayahuasca" von Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling und Arno Adelaars ist neben der enormen Erfahrungs- und Informationsfülle, die aus den Zeilen spricht, eine sehr angenehme und anregende Lektüre. Es ist ohne Übertreibung das beste und umfassendste Buch zum Thema, das es derzeit in deutscher Sprache gibt.
Leadbeater, Charles W., Das Leben in der geistigen Welt, Aquamarin Verlag: Grafing 3. Aufl. 2000, Taschenbuch, 120 S., ISBN 3-922936-76-8, 9,90 €.
Charles Webster Leadbeater (1847-1934) war einer der einflussreichsten, schreibwütigsten und gleichzeitig umstrittensten Okkultisten am Ende des 19. und Beginn des letzten Jahrhunderts. Als führendes Mitglied der Adyar-Theosophischen Gesellschaft und Initiator der Liberal-Katholischen Kirche studierte er erst Theologie und war einige Zeit Priester der Anglikanischen Kirche. Dann erst wandte er sich der Theosophie zu, traf Helena Petrovna Blavatsky und musste während seiner Mitgliedschaft gar kurzzeitig die Adyar-Gesellschaft (Adyar nach einem Vorort von Madras, wo die TG seit 1882 ansässig war) verlassen, als seine Erziehungsmethoden im Madras-Prozess um Krishnamurti zutage kamen. Später wurde er wieder aufgenommen und nach Blavatskys Tod der Leiter der Esoteric Section oder Eastern School (ES) der Adyar-TG.
Die Theosophische Gesellschaft selbst war lange Zeit ein Faszinosum, von dem sich Okkultisten wie Franz Hartmann, Gustav Meyrink, Carl du Prel oder Carl Kiesewetter angezogen fühlten, um nur einige zu nennen. Langjähriger Leiter der deutschen Sektion war Rudolf Steiner, der dann 1912 seine Anthroposophische Gesellschaft gründen sollte.
Das vorliegende Werk "Das Leben in der Geistigen Welt", welches der Aquamarin Verlag mittlerweile in dritter Auflage wieder veröffentlichte, wurde in deutscher Sprache erstmalig 1913 unter dem Titel "Das Leben nach dem Tode" herausgebracht. Und der vormalige Titel drückt den Inhalt des Buches schon aus; es geht um eine der ältesten Fragen der Menschheit, die nach dem Wohin.
Dabei werden weniger die Prinzipien des Menschen oder die Prinzipien der Welt referiert, die in vielen theosophischen Werken eine zentrale Stellung einnehmen, sondern der Autor bleibt an der Erfahrung jenseitiger Welten nach dem physischen Ableben.
Aus welchen Quellen kommen nun diese Erkenntnisse, die Leadbeater schon zu Lebenszeiten zuteil wurden? Was Steiner später als Akasha-Chronik hochhalten sollte, tauchte bei Leadbeater als Ätherische Archive auf. In intensivster Beschäftigung zog Leadbeater seine Erkenntnisse aus eben diesen. Und hier schauend konnte der Autor auch dezidiert Auskunft geben, was den Menschen nach dem Tode erwarten wird. Da ist von wahren Tatsachen die Rede, dem Fegefeuer, der Himmelswelt, den vielen Wohnsitzen der Seele, von Schutzengeln, unsichtbar tätigen Menschen und der Hilfe für die Toten. Das heißt, dass eine Interaktion von Lebenden mit den Bewohnern der jenseitigen Welten, bei entsprechender Schulung, auch jederzeit möglich ist. Hier können eigene Forschungen anknüpfen.
Daneben wird der schmale Band von der Aufteilung in die physische, astrale, mentale und kausale Welt strukturiert; Gedanken, die sich in Hinduismus, Buddhismus, im esoterischen Christentum und in anderen Traditionen finden und mit denen der Magier mehr oder weniger praktischen Umgang pflegt. Es handelt sich also nicht unbedingt um etwas Neues, was bei dem Alter der Schrift auch erstaunlich wäre. Interessant ist vielmehr, wie klar und auf das Wesentliche komprimiert Leadbeater beschreibt und wo in der Nachfolge seiner und anderer theosophischer Schriften diese geschauten Erkenntnisse nachvollzogen wurden und an Einfluss gewannen. So betrachtet handelt es sich um einen Klassiker der Jenseits-Forschung, der auch heute noch aktuell ist.
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Kakar, Sudhir, Schamanen, Mystiker und Ärzte, C. H. Beck Verlag: München 2006, Paperback,
344 S., ISBN 3-406-55059-2, 14,90 €.
Sudhir Kakar ist in diesem Werk, wie auch in anderen aus seiner Feder, als Wanderer zwischen den Kulturen unterwegs. Der indische Autor ist nachfreudianischer Psychoanalytiker mit Ausbildung im Westen, der nach seinen Lehr- und Forschungsjahren in seine Heimat zurückkehrte, wo er in Goa als Schriftsteller arbeitet und eine psychoanalytische Praxis unterhält. Das nun überarbeitete und als Taschenbuch erhältliche Werk erscheint bereits seit 1982 in verschiedenen Ausgaben, wobei der Text bis heute hochaktuell geblieben ist. Ein Klassiker.
In erster Linie geht es, wie der Titel verrät, um die Erkundung von Heilmethoden, mit denen in Indien psychische Erkrankungen geheilt werden. In einem weiteren Schritt erfolg dann jeweils die Kontrastierung psychoanalytischer Erkenntnisse und Herangehensweisen mit denen der indischen Heiler muslimischen oder hinduistischen Hintergrunds. Und dabei ist immer im Fokus: die Frage der Übersetzung und die nach der Wirksamkeit im spezifischen Kontext. Und das macht nur eine der großen Stärken des Buches aus.
Drei Ansätze verfolgt Kakar: den deskriptiven, den komparativen sowie die Herausarbeitung einer „Kulturpsychologie“, die den Zugriff auf das Wechselspiel zwischen Individuum und Gesellschaft/ Kultur ermöglicht. Dabei wird schnell klar, dass in Indien der einheimische Heiler durchaus wirksamer agieren kann als ein westlich geschulter Analytiker.
Den Großteil des Werkes nehmen demzufolge weitläufige aber kurzweilige Fallstudien und Beschreibungen der therapeutischen Vorgehensweisen unterschiedlichster Heiler ein: die pir der muslimischen unani-Tradition, die Lamas der Tibeter, die bhagat der Oraon und die vaid des Ayurveda sind nur einige, denen intensiv über die Schulter geschaut wird. An jede der ausführlichen Beobachtungen schließt sich eine vorsichtige und gleichermaßen wertschätzende psychoanalytische Deutung an.
Zudem arbeitet Kakar die Gemeinsamkeiten der verschiedenartigsten Heiltraditionen Indiens heraus. Augenfällig wird dabei die Berücksichtigung und Fokussierung der heiligen Welt mit einem dezidiert elaborierten System feinstofflicher Wesen, die für das menschliche Wohl und Wehe verantwortlich sind. Diese bhutas finden sich in vielen lokalen Traditionen sowie in den Heilungsansätzen der Tantriks. Dabei werden die wichtigsten Bestandteile des letztgenannten Systems (bija, mantra, sadhana) ebenso unterhaltsam wie kenntnisreich im Nebenlauf vermittelt.
Eines aus einer Vielzahl von Beispielen für Kakars Deutungen geht von der Beobachtung der praktischen exorzierenden Arbeit eines Tantriks aus. Diese findet in der dramatischen Erfahrungswelt eines von Geistern geprägten Kampfes zwischen den kosmischen Mächten des Guten und des Bösen in der Seele des Patienten statt: die Übersetzung in einen Konflikt zwischen biologisch fundierten Triebregungen und psychologischer Abwehr wäre in diesem Falle der Deutungsvorschlag. Diese psychoanalytischen Interpretationen fließen wohlkomponiert in die Beobachtungen ein, beanspruchen aber gleichzeitig in keinem Fall, allein gültig zu sein.
Ausführliche Zuwendung erfahren ferner verschiedene Stränge der mythischen Tradition in Indien. Dabei kritisiert Kakar eingehend das psychoanalytische Deutungsmuster der Mystik, die dieses Erleben zumeist in psychopathologischen Kategorien beschreibt. Die damit verbundene Weigerung der Analyse, sich auf die mystischen Modelle des Menschen einzulassen, bringt gerade bei der Betrachtung indischer Gegebenheiten Schwierigkeiten mit sich, da diese Vorstellungen hier identitätskonstruierend ist.
So beschreibt der Autor sein Erleben mit dem Radha-Soami-Satsang und deren Praxis des surat shabd-yoga einerseits, andererseits die Schule von Mataji, in der Heilen als wichtigstes Nebenprodukt der Selbstverwirklichung angesehen wird. Basis der Therapie ist bei letztgenannter das Chakrasystem, in dass der Autor fundiert einführt.
Neben den lokalen und mystischen Traditionen steht ein dritter Bereich: der medizinische. Herausragend ist hier das Ayurveda, wobei Kakar feststellen kann, dass es in dieser Tradition keine isolierten Therapien psychischer Erkrankungen gibt. Derartige Spezialisierungen konnten sich bei der ganzheitlichen Herangehensweise nicht ausbilden; dahingegen sind somatische Therapien wie diätetische verbreitet.
Damit findet sich ein wichtiger Hinweis, der direkt zu einem der wohl augenscheinlichsten Unterschiede zwischen westlicher und östlicher Therapie führt: das Leib-Seele-Problem als Grundlage von Heilungsansätzen. Während im Westen der Parallelismus so gut wie ausgestorben und der Interaktionismus die vorherrschende Auffassung ist, begreifen indische Heiler Psyche und Soma als ident, lediglich der Modus divergiert. Neben den zahlreichen Unterscheiden bestehen aber auch Gemeinsamkeiten. Grundlage in beiden Kulturen ist und bleibt die Suche, seelische Inhalte und Strukturen zu entdecken sowie nach Möglichkeiten zu forschen, diese zu verwandeln.
Bereits Claude Lévi-Strauss formulierte eine Parallele zwischen Schamanismus und Psychoanalyse. Letztere heile demnach den Patienten von einem individuellen Mythos, während in erstgenanntem Zusammenhang der soziale Mythos kollektiver Tradition übernommen wird und der Patient über diesen geheilt wird. Kakar geht nun darüber hinaus. Eine strikte Trennung, wie sie Lévi-Strauss vorschlug, könne er im Ergebnis nicht verifizieren. Eher scheint es so zu sein, dass in beiden Verfahren sowohl individuelle als auch soziale Mythen benutzt werden, obwohl in der Psychoanalyse der soziale Mythos (Menschenbild der westlichen Welt mit Individualität, Willensfreiheit etc.) eher implizit vorhanden ist und verdeckt bleibt. Die heilerischen Traditionen Indiens hingegen stellen das Individuum und sein Erleben in einen sinnvollen traditionellen Kontext, in dem die Probleme dann ventiliert und ausagiert werden können. Vielleicht ist gerade dieses heilerische Zusammenspiel von Mythos (sozial und religiös) und Individualität einer der Gründe, weswegen sich östliche Therapien im Westen zunehmend großer Beliebtheit erfreuen. Aber das muss im Bedarfsfall jede/r selbst entscheiden.
Und am Ende dieses großen Werkes heißt es dann auch von Seiten des Autors: Alle medizinischen Ansätze sind relativ. Bravo.
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Hoffman, Kay, Das Arbeitsbuch zur Trance, Hugendubel Verlag: München 1996, Festband,
182 S., ISBN 978-3-88034-904-5, 19,90 €.
Die Autorin, Kay Hoffman, kann auf ein bisher bewegtes Leben zurückblicken. Nach Studien in Amerika und Europa arbeitete sie als Textildesignerin und dann als Lehrerin für afrikanische Tänze. Eine Vielzahl von Reisen und Ausbildungen schlossen sich an und zunehmend wurde das dem afrikanischen Tanz innewohnende Potenzial zur Induktion einer Trance zentral in ihrem Denken und Forschen. Diesem Interesse auch auf anderen methodischen Feldern folgend, bildete sich die Autorin in den core-schamanischen Methoden der FSS (Michael Harner et al.) und im therapeutischen Vorgehen nach Milton Erickson (NLP: Richard Bandler, John Grinder et al.). Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Buches konnte Frau Hoffman bereits auf fast zwanzig Jahre Erfahrung als Autorin, Referentin und Trainerin zurück blicken. Da ist sicherlich genug Zeit, die Vielzahl der erlernten Methoden an sich und den Seminarteilnehmern auf Wirksamkeit zu testen. Und aus dieser Erfahrung heraus ist das vorliegende Buch geschrieben worden.
Vieles von dem, was Kay Hoffman schreibt, ist in den zehn Jahren seit der Veröffentlichung auch an anderer Stelle zugänglich geworden. Was dieses Buch immer noch lesenswert macht, ist die Zusammenstellung und der Fokus, den die Autorin in ihrer Arbeit hat. NLP und Core-Schamanismus habe sich natürlich weiter entwickelt und werden vielerorts wie Fastfood konsumiert. Der Wellness-Boom der letzten Jahre verwässerte vieles von den ernsthaften Ansätzen, von denen beispielsweise die Autorin noch beseelt scheint. So geht es nicht darum, im Job besser klar zu kommen oder sich mit unannehmbaren Situationen via Suggestion zu arrangieren. Was Hoffman vorschlägt ist der Einsatz von Trancetechniken für das persönliche Wachstum und Befreiung. Dass es dabei auch Härten zu überwinden gibt, bleibt nicht verschwiegen. Thematisch findet sich davon vieles im „Spirituellen NLP“ wieder, dass in letzter Zeit immer mehr Gewicht gegenüber den funktional ausgerichteten Management-Kursen gewinnt.
Vom Aufbau ist das Werk ein klassisches Lehrbuch. Beginnend mit einigen Versuchen zu der Frage, was unter Trance verstanden werden könnte, führt die Autorin von den Grundprinzipen klassischer Hypnose (Monodeismus, Monotonie) zu moderneren neurologischen Ansätzen und verbindet das Ganze mit archaischen Tranceebenen. Dabei werden grundlegende Verständnisprobleme, die meist als Vorurteile geäußert gegen Trancezustande vorgebracht werden, aus dem Weg geräumt. Aus Alltagsbewusstsein/ -wahrnehmung wird so die Alltagstrance operationalisiert. Hypnose wird damit zur De-Hypnose.
Wird dieser alltägliche Modus durch einen anderen ersetzt, sind Erfahrungen möglich, die ansonsten unangetastetes Potential aktivieren und persönliches Wachstum ermöglichen können. Die Befreiung aus negativen Trancezuständen ist dabei fast eine beiläufig auftretende Wohltat. Ganze symptomatische Komplexe können recht einfach behoben werden: Schlafstörungen, Angststörungen, Stress kann abgebaut werden, Einfallslosigkeit kann in Kreativitätsfluss überführt werden oder Entscheidungsfindungen werden ermöglicht. Wichtig ist die Initiation von inneren Suchprozessen durch die Trance, mithilfe derer sich für jedes Problem eine Lösung finden lässt. Im sprachlichen Bild Platons, nachdem jedes Wissen eine Erinnerung ist, kann die Trance ein suffizientes Werkzeug sein, die Instanz in sich zu erreichen, die ganz natürlich weiß.
Der Weg, der in der Trance genommen werden kann, sollte aber individuell abgestimmt sein. Da das vorliegende Buch auch dieser Erfordernis gerecht wird, ist der Begriff Arbeitsbuch wörtlich zu nehmen. Neben den visuellen, auditiven und kinästhetischen Zugängen sind von Hoffman auch die gustatorischen und olfaktorischen berücksichtigt. Zu allen Typen gibt es eine Vielzahl von Beispielen, wie sprachlich in Trance geführt werden kann. Dabei werden auch Techniken wie das Gibberish der Sufis vorgestellt und selbst nonverbale Zugänge wie Räucherrituale oder Trancetänze. Die Autorin zitiert ausgiebig ihren Erfahrungsschatz und kombiniert verschiedene Methoden als Anregung zur Entwicklung von eigenen kreativen Methoden. Kulturvergleiche mit Gesellschaften, in denen der Trance ein integrativer Stellenwert zukommt, werden eingeflochten und illustrieren zusätzlich die Übungsanleitungen.
In einem gesonderten Kapitel beschäftigt sich Kay Hoffman dann ausgiebig mit den rituellen Trancezuständen, wie sie vom einigermaßen erfahrenen Leser nachvollzogen werden könnte. Aufbauend auf der Lehre von den vier Elementen (Wasser, Erde, Feuer, Luft) füllt sie Inhalte in Sprachmuster, die die Energie des jeweiligen Elements nutzbar machen. Am Anfang einer Trance könnten dabei wässrige Aussagen stehen, um den Alltagsmodus aufzuweichen. Am Ende hingegen wären erdige Aussagen angebracht, um die Tranceerfahrung und das damit verbundene Wissen auf den Boden zu holen. Nach diesem Schema, hier nur angedeutet, lassen sich je nach Konstitution und Bedürfnis des Rezipienten verschiedenste Abläufe konzipieren, die trotz der Fülle der dargestellten Beispiele noch wesentlich individuell weitergeführt werden können. Zusätzlich inspiriert die Autorin zu Versuchen mit dem Raum- und Zeitparadigma, die sich in Trancezuständen ebenfalls spielerisch umgehen lassen.
Im letzten Teil dann finden sich unter der Überschrift Funktion der Trance in den Religionen verschiedene theoretische Ansätze der Verbindung von Spiritualität und Trance. Sei es die ökologische Arbeit der Schamanen oder die mystische oder ekstatische Trance von Mönchen, Priestern oder Medien: Das Phänomen Trance ist so alt wie die Menschheit. Weitere Gedanken kreisen um die Funktionalität der Trance als Transformationsmittel, als Vehikel zur Selbsterkenntnis und als Zugang zu Transzendenz und Erwachen.
Eine runde Sache, Das Arbeitsbuch zur Trance von Kay Hoffman, dass auch zehn Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch mehr zu bieten hat als eine ganze Reihe nachfolgender Publikationen zum Thema.
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Geller, Uri, Die Macht des Geistes. Nutzen Sie meine Geheimnisse..., Nymphenburger: München 2006, Festband, SU, 318 S., ISBN 3-485-01076-6, 19,90 €.
Uri Geller, der bekannteste Löffelverbieger dieses Planeten, kann nicht nur Besteck in mentaler Anstrengung aus der Form und Uhren wieder zum Laufen bringen. Millionenschwer ist er mit dem Auffinden von Rohstoffen für verschiedene Unternehmen geworden, die sich mithilfe von Uris Fähigkeiten teure Probebohrungen ersparen konnten. Seit einigen Jahrzehnten regelmäßig unter Laborbedingungen getestet, sind auch heute noch die von ihm hergestellten Psi-Phänomene (so er selbst) unerklärt.
Im englischen Original lautet der Titel des Buches „Uri Geller´s Wealth and Health Secrets“, und genau darum geht es. Häufig auch als Motivationstrainer unterwegs, will Geller seiner Leserschaft vor allem eines vermitteln: Jeder hat Psi-Kräfte, kann diese entwickeln und all das erreichen, was er, der Autor, selbst geschafft hat. Strukturell und inhaltlich handelt es sich bei diesem Werk also um ein waschechtes Ratgeberbuch.
So beinhaltet es dann auch alle Zutaten, die ein solches Elaborat benötigt. Es gibt Fragebögen zur Selbstreflexion, die dem Leser verdeutlichen sollen, wie stark er Psi-Kräften gegenüber aufgeschlossen ist, wie kommunikativ, dominant, sexuell zufrieden, wie sehr Spielernatur, wie gesund, ehrgeizig und wie sehr er positiver Denker ist. Am Ende vergebene Punktzahlen schaffen dann Klarheit.
In den Fragestellungen spiegeln sich die Bereiche, innerhalb derer Geller die Anwendung von Psi-Kräften durchdekliniert. In jeder dieser Disziplinen, also Liebe, beruflicher Erfolg, Gesundheit etc.pp., kann Psi-Kraft eingesetzt werden. Weitere klassische Lebensberatungsthemen bei Geller, die mit der frisch entwickelten Kraft angegangen werden, sind Raucherentwöhnung, Gewichtsreduktion und die Erhöhung der eigenen Attraktivität. Bevor es jedoch soweit ist, gilt es sich dieser Kraft bewusst zu werden. Dazu bietet der Autor mehrere kurze Meditationen, Sensibilisierungs- und Imaginationsübungen und arbeitet vor allem mit dem positiven Denken und telepathischen Beeinflussungsmethoden. Denk Dich besser und sende das an Deinen Chef. Das ist wirklich gut gemeint, genau wie die von Geller angeratene Masturbation für Jung und Alt als Alternative zur Promiskuität im Zeitalter des HI-Virus. Neben den schon genannten Methoden von positivem Denken und Telepathie kommen noch etwas Farbtherapie, Numerologie und eine kurze Apologie der Astrologie hinzu.
Der Reiz des Buches besteht weniger in der transportierten „Du schaffst es“-Mentalität, sondern viel eher in dem lockeren Plauderton und den teilweise etwas abseitigen Tipps. Zudem kommen natürlich die unterhaltsamen Einblicke in die Erfahrungswelt Gellers, angefangen von der Entdeckung und Entwicklung seiner eigenen Kräfte bis hin zu der Unzahl geschilderter Erfahrungen mit seinen Fähigkeiten. Berichte über intime Treffen mit an Psi-Phänomenen interessierten Mitgliedern des englischen Königshauses etwa, oder der Fernbeeinflussung eines russischen Diplomaten im Auftrag der amerikanischen Regierung während der Unterzeichnung eines Atomwaffensperrvertrages: Diese autobiographischen Highlights tragen viel zur Attraktivität des Buches bei. Toll ist auch die Farbfotografie von Gellers Handflächen, die der Verlag auf den Vorsatz hat drucken lassen.
Das Buch kommt in erster Linie pragmatisch daher, will also Hilfe zur Selbsthilfe sein. Das vermag es bei entsprechender, auch kritischer Hinwendung sicher zu leisten. Dazu wiederholt Uri Geller an mehreren Stellen des Buches, dass die von ihm gegebenen Ratschläge im Ernstfall keine medizinische oder psychologische Hilfe ersetzen. Diese Wundergläubigkeit an seine Person scheint er, der sich selbst als Katalysator bezeichnet, in anderen Menschen hervorzurufen. Zumindest sah sich auch der Verlag veranlasst, dem Text ein „Ego me absolvo“ voranzustellen. Für eventuelle Schäden wird also nicht gehaftet!
Das Buch von Geller kann getrost zur etwas seichteren Ratgeberlektüre gezählt werden, dass allerdings durch seinen prominenten Autor und dessen recht persönliche Erfahrungsberichte deutliche Aufwertung erhält. Ein Tipp für Geller-Fans und Leser, die bisher weder mit Psi-Phänomenen noch mit Motivationstrainings befasst waren.
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Frick, Karl R. H., Satan und die Satanisten, Wiesbaden: Marix Verlag 2006, Festband, SU,
830 S., ISBN 3-86539-069-2, 19,90 €.
Für alle diejenigen, die sich für Geheimbünde und deren geschichtliche Hintergründe interessieren ist dieses Buch eine fast perfekte Enzyklopädie (gilt für das gesamte Werk von Karl R. Frick). Dieses Buch bietet sehr viele Details zu alten Kulten und Kulturen und unterschiedet sich in seiner strengen wissenschaftlichen Ausarbeitung von den meisten anderen Schriften, die sich mit diesem Thema beschäftigen.
Es beschreibt großen Bögen die Zusammenhänge, verliert sich dabei aber nicht in paranoidem Verschwörungsdenken. So entmystifiziert es teilweise den mystisch behauchten Touch vieler Verschwörungstheorien und bringt viel mehr den gesellschaftlichen und politischen Aspekt mit ein. Allerdings ohne die Mystik zu verraten oder zu leugnen.
Der Autor versteht es durch seine Klarheit, dem Leser dieses doch mit vielen eigenen Projektionen verhaftete Thema zu erklären. Darf ein Nachschlagewerk ein wenig Pfiff und Humor haben? Diesen findet man hier kaum. Auch die kleine Schrift lädt nicht zum Schmökern ein. Für wirklich an ernsthaften wissenschaftlichen Informationen interessierte Personen kann ich dieses Buch bedenkenlos empfehlen.
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