Sonntag, 30. Mai 2010
Gregorius, Gregor A., Magische Einweihung, Esoterischer Verlag Paul Hartmann: Bürstadt 2007, Paperback, 96 S., ISBN 978-3-932928-37-6, 13,00 €.
Gregor A. Gregorius (1888-1964), bedeutender Eingeweihter, Meister, Lehrer, Gründer und langjähriger Großmeister der Loge Fraternitas Saturni, hat ein in vielerlei Hinsicht schöpferisches Leben geführt. So war der Buchhändler und Verleger auch einer der produktivsten Schriftsteller okkulter (Lehr-)Bücher und schriftlicher Beiträge in anderen Werken. Den Großteil seiner Einsichten publizierte er dabei sicherlich in der Logenpublikation „Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst“ (BfaoL), die er als Großmeister von 1950 bis 1963 herausgab und mit einer Vielzahl hochwertiger Beiträge dominierte.
Warum an dieser Stelle auf die Blätter hingewiesen wird? Weil das für die Herkunft des hier besprochenen Werkes, „Magische Einweihung“ von Gregor A. Gregorius, aufgelegt vom Esoterischen Verlag Paul Hartmann, später noch bedeutsam werden wird.
In diesem Zusammenhang soll also nicht nur ein Buch rezensiert werden, sondern auch etwas von dem Wildwuchs an Publikationen unter dem Namen Gregorius entwirrt werden.
Zunächst also zum hier (neuerlich) verwendeten Titel „Magische Einweihung“.
Bereits 1930 erschien ein von Gregor A. Gregorius im Inveha-Verlag herausgegebenes Buch mit diesem Titel. Inhalt der damaligen Publikation waren einige der bereits 1928 in Heftform veröffentlichten Logenschulvorträge, original herausgegeben von der Esoterischen Studiengesellschaft, der Gregorius mit seinem bürgerlichen Namen Eugen Grosche vorstand. Und so verhalten sich die ursprünglich herausgegebene Hefte zu den Kapiteln im Werk „Magische Einweihung“ von 1930, die also eine der Auswahl der Vorträge sind:
Kapitel 1. (urspr. Heft 11/12) Müller Hans, Vorbereitungen zur praktischen Magie
Kapitel 2. (urspr. Heft 7) Gregorius, Gregor A., Magie der Spiegel und Kristalle
Kapitel 3. (urspr. Heft 10) ders., Die Astralebene und ihre Bedeutung für die Magie
Kapitel 4. (urspr. Heft 13/14) Liedke, Wilhelm, Astrale und mentale Magie
Kapitel 5. (urspr. Heft 5) Gregorius, Gregor A., Symbolik und Magie
Kapitel 6. (urspr. Heft 3) ders., Symbolik des Tau und des Pentagramms
Kapitel 7. (urspr. Heft 4) ders., Symbolik der höheren Daseinsformen
Der Vollständigkeit halber sollen die fehlenden Hefte angegeben sein. (Es geht um Entwirrung...) Die nicht unter dem Titel „Magische Einweihung“ 1930 von Gregorius herausgegebenen Logenschulvorträge sind:
Heft 1: Gregorius, Gregor A., Karma und Astrologie
Heft 2: Müller, Hans, Die Dreieinigkeit und das Analogiegesetz der alten Wissenschaft
Heft 6: Fröhling, Armand, Horoskop und menschliche Psyche
Heft 8/9: Ewalt, Ernst, Religion als Liebesgeheimnis.
Damit wird deutlich, ohne dass es damals explizit im Werk erwähnt wurde, dass Gregor A. Gregorius für bestimmte Teile des Werkes „Magische Einweihung“ als Autor figurierte, für die Teile anderer Urheber hingegen als Herausgeber.
Mit dieser inhaltlichen Auflistung nun kann betrachtet werden, wie sich nachfolgende Publikationen mit gleichem Inhalt und/oder Titel zu den alten Veröffentlichungen verhalten. Da geht nämlich wiederum einiges durcheinander.
In diesem Zusammenhang als erstes erwähnt, weil auch zuerst erschienen, gab der Esoterische Verlag Paul Hartmann 2006 ein Buch von Gregor A. Gregorius mit dem Titel „Logenschulvorträge“ heraus. Hier finden sich einige der Logenschulvorträge wieder.
Diese neuerliche Zusammenstellung umfasst folgende Vorträge, nach der Zählung der Hefte von 1928: 1, 10, 2, 3, 4, 5, 6 und 8/9. Damit ist auch diese Veröffentlichung der Logenschulvorträge a) nicht vollständig, b) die Vorträge sind nicht in der ursprünglichen erschienenen Reihenfolge abgedruckt und c) nur zum Teil aus der Feder von Gregor A. Gregorius. Zudem ist ein Aufsatz „Das Erwachen des Mythos im neuen Zeitalter“ angehängt, der nie Logenvortrag gewesen ist.
Nun aber, nachdem das geklärt ist, zum vorliegenden Buch „Magische Einweihung“ von Gregor A. Gregorius, das jüngst im Esoterischen Verlag Paul Hartmann erschienen ist. Um die Verwirrung nicht weiter zu treiben sei vorangestellt gesagt, dass dieses Buch nicht mit dem 1930 von Gregorius selbst veröffentlichten Werk identisch ist. Während das ältere, wie gesehen, Logenschulvorträge beinhaltete, enthält nun dieses ausgewählte Aufsätze aus der bereits oben erwähnten Logenpublikation „Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst“ (BfaoL). Diese Zusammenstellung speist sich aus Beiträgen der Jahrgänge 1950, 1956, 1959 und 1960, teilweise unter Abänderung der originalen Titel. Und wieder sind nicht alle Aufsätze von Gregor A. Gregorius. So entstammen die letzten vier Beiträge dieser Sammlung der Feder von Meister Amenophis.
Es ist schwer einsehbar, warum es so kompliziert sein soll, genau zu arbeiten. Die Herkunft und Urheberschaft der kompilierten Beiträge ist unterschlagen und es wurde ein bereits bestehender Werkstitel verwendet. der, wie oben ausgeführt, für einen ganz anderen Inhalt steht. Diese Irreführung, bewusst oder nicht, ist nicht gerade leserfreundlich und verletzt zudem die verlegerische Sorgfaltspflicht. Hier besteht deutlicher Nachholbedarf seitens des Verlags.
Und trotz der nun allgemein vorherrschenden Unordnung der Schriften Gregorius´ in verschiedenen Titeln und Veröffentlichungen über die letzten Jahrzehnte, ganz zu schweigen von der wildwachsenden Kopierwut und anfolgender Kommerzialisierungsversuche, passt der gewählte Titel hier zur getroffenen Auswahl.
Die ersten Beiträge richten sich an den Neophyten, den Neuling auf dem Weg okkulter Forschung und Persönlichkeitsentwicklung. Diese Artikel entstammen dem ersten Jahrgang der BfaoL und sind zu demselben wie dem hier ausgewählten Zwecke damals von Gregorius geschrieben worden: als Teil einer sich über mehrere Hefte erstreckenden wesentlichen Unterweisung des Schülers. Grundlegende Fragen des okkulten Weltbildes werden diskutiert, wie etwa die nach der Weißen Bruderschaft oder die nach der Tierseele. Zudem bekommt er verschiedene Basisübungen vorgestellt und wird in deren Verwendung eingewiesen („Die Vokalübungen zur Erweckung des Mentalkörpers“). Der Novize erhält Anregungen zur Gestaltung seiner Umwelt („Okkulte Raumkunst“, „Die Anlage einer okkulten Bibliothek“), bevor er an Themen herangeführt wird, die ein bereits entwickeltes Wahrnehmungsvermögen für metaphysische Realien und Zusammenhänge voraussetzen („Der esoterische Sinn des Lebens“). Für eine initiatorische Loge wie die Fraternitas Saturni ist die Einweihung natürlich zentral in Erleben und Entwicklung. Die drei letzten Kapitel des schmalen Bandes thematisieren diese Schlüsselerfahrung. Die Beiträge sind sorgfältig ausgewählt und zusammengestellt und sind zudem für den Suchenden und den Erfahrenen heute noch so aktuell wie zur Zeit ihrer Abfassung.
Die Zusammenstellung der Texte zumindest ist somit gelungen und transportiert zeitloses Wissen: Und wie bei den BfaoL, wenn dort auch in weitaus größerem Umfang, ist die Summe mehr als das einfache Zusammenzählen der Teile. So ist das Buch gerade für Anfänger geeignet, die sich ein Bild vom okkult-initiatorischen Weg saturnischer Prägung machen wollen, gibt aber auch dem Fortgeschrittenen, gleich welcher magischen Richtung, Anregung. Aus diesem Grund soll es dem Leser empfohlen sein. Die Ausstattung des 96 Seiten starken Paperbacks entspricht dabei der soliden schmucklosen Qualität der Publikationen des Esoterischen Verlages.