Mittwoch, 8. September 2010

Wessbecher, Harald, Das dritte Auge öffnen, Integral Verlag: München 2006, 313 S., Paperback, ISBN 978-3-7787-9171-4, 9,95 €.


Wer sich mit außerkörperlicher Erfahrung beschäftigt, stößt früher oder später auch auf den Namen Harald Wessbecher. Seit 20 Jahren vermittelt er in Seminaren, Vorträgen und persönlichen Beratungen sein Wissen. Schon fast legendär sind dabei die nach wie vor im Selbstverlag erscheinenden CDs, die in letzter Zeit thematisch erheblich erweitert wurden. Dabei sind die außerkörperlichen Erfahrungen längst nicht mehr als nur eine Art erweiterter Möglichkeiten des Menschen, die Wessbecher auszubauen propagiert. Die Schlagworte, die sich mit den einzelnen Veröffentlichungen verbinden lassen, reichen von Selbstwertgefühl und Selbsterkenntnis über Unabhängigkeit und Selbstausdruck bis hin zu Wunschpartner oder Loslassen. Es handelt sich bei diesen Produktionen um geführte Meditationen unter Zuhilfenahme hemisphärensynchronisierender Klangtechnik. Diese Kombination soll den Zugang zu unbewussten Fähigkeiten eröffnen und diese entwickeln und nutzen helfen.
Eine eigene Methode gezielter Entfaltung von oft unentwickelten oder unbewussten Fähigkeiten des Menschen ist programmatisch und heißt bei Harald Wessbecher DES: die dynamische Entfaltung des Selbst. Dieses Vorhaben verfolgt er nun auch zunehmend mit der Veröffentlichung von Sachbüchern, die sich jeweils um einzelne Themenkreise persönlicher Weiterentwicklung bewegen.
Eines dieser Werke ist das hier vorgestellte Buch „Das dritte Auge öffnen“. Mittels dieses Buches kann sich der Leser nicht nur einen Eindruck über eine erweiterte Form von Wahrnehmung verschaffen, sondern wird schrittweise an eigene Erfahrungen geführt. Erweiterte Wahrnehmung, also ein Gewahrwerden außersinnlicher Gegebenheiten ist nach Ansicht des Autors angeboren, überdauert aber in den seltensten Fällen die Sozialisation. Außersinnlich meint dabei das Sehen, Fühlen o.ä., welches nicht über die Sinne vermittelt wird. Der Zusammenhang zwischen Intuition und der zu entwickelnden paranormalen Wahrnehmung ist dabei eng. So geht es in diesem Werk weniger darum, etwas Neues zu lernen als vielmehr darum, zu den ureigensten Kräften zurück zu finden.
Da es sich um ein Lehrbuch handelt, kreist ein erster Teil um die theoretischen Grundlagen der außersinnlichen Wahrnehmung. Wer esoterische Spekulation befürchtet, kann aufatmen. Wessbecher führt straff auf den praktischen Teil fokussiert und weitestgehend frei von religiöser oder weltanschaulicher Dogmatik in die Grundlagen ein. Er beschriebt den Menschen in seinem Verhältnis zu Schöpfungsideen und -energien, zu Wirkungskräften und den Verstellungen, die aus der Entwicklung des Ego resultieren. Das Bewusstsein wird in verschiedene Bereiche unterschieden und jeweils untergliedert (Wachbewusstsein, Unterbewusstsein und großes Bewusstsein und deren Ableitungen) und allein im praktischen Gewahrwerden dieser Vieldimensionalität und der Kultivierung des entspannten, aber gezielten Zugriffs wird es möglich, die Wirkungskräfte, in die sich die Schöpfungsenergien in bspw. dreidimensionale Phänomene brechen, direkt wahrzunehmen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Ebene der Gefühle zu, die einerseits unserer persönlichen Geschichte entspringen, andererseits aber auch Zugang zu unserer Grundpersönlichkeit ermöglichen. Zu der Beschäftigung mit Letzterem kommt die mit dem Nullzustand, dem Nullpunkt, mit dem der Autor Klarheit und Erkenntnis meint, das Verspüren der eigenen Energien, die sich mit den Wirkungskräften verbinden lassen. Trotz der Ausführlichkeit, in der die theoretischen Grundlagen hier nachvollzogen werden, ist es nicht zwingend nötig, mit diesem Teil des Buches anzufangen. Wer die Erfahrung gegenüber der Theorie bevorzugt, beginne einfach mit dem zweiten Teil des Buches.
Dieser Teil bietet eine Vielzahl von Übungen, die jeweils eingeführt und in ihren möglichen Ergebnissen diskutiert werden. Enthalten sind Übungen zur Ausdehnung des Bewusstseins, zur Entwicklung des Zugangs zu den Gefühlen, zur Wahrnehmung der Wirkungskräfte und zu der der menschlichen Aura. Letztere unterscheidet Wessbecher in die Kernaura und die gelebte Aura. Zu beiden Formen wartet er mit speziellen Übungen auf, die das Formulierte für jeden Experimentator erlebbar machen. Daneben werden Energietore und die Energien der Chakren des menschlichen Körpers durch Versuche sicht- und erfahrbar. Alle zunächst einzeln verdeutlichten Aspekte ergeben schlussendlich ein schaubares Gesamtbild: die außersinnliche Wahrnehmung.
Alle Übungen sind zudem mit Meditationstexten und mit checklistenartigen Katalogen von Arbeitsfragen versehen, an denen der Praktizierende jederzeit ablesen kann, wo er in seinem Voranschreiten steht. Das ist didaktisch clever und hebt das Werk deutlich über andere Veröffentlichungen zu ähnlichen Themen hinaus. Hier schlägt sich die jahrzehntelange Seminarerfahrung des Autors nieder, an der die Leser Anteil nehmen und daraus Nutzen ziehen können.
Der dritte Teil des Buches beschäftigt sich, nachdem die Werkzeuge zum Erkennen der Wirkkräfte geschaffen oder aktiviert sind, mit dem Nutzen dieser Instrumente. Die vorgestellten Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und zielen allesamt auf die Veränderung bestehender und zumeist unliebsamer Umstände. Angefangen von der bewussten Wahl, was man gegenwärtig im Inneren wie im Äußeren wahrnehmen will, kann die nun mögliche bewusste Entscheidung auch den Verschluss von Energiekanälen, die aus der Vergangenheit mitgeschleppte werden, bedeuten. Damit wird es möglich, sich von eingewohnten Verhaltensmustern zu befreien. Womit sich der Kreis zum vorformulierten Zweck der Publikation schließt: eine andere Qualität von Bewusstheit und Wahrnehmungsvermögen zu schulen, um freier zu werden.
Harald Wessbecher hat es geschafft, sich durch den hervorragend umgesetzten Anspruch seines Buches deutlich von einer Masse unausgegorener Veröffentlichungen abzusetzen. Das Werk ist praxisnah, die einzelnen Übungen sehr gut angeleitet und praktikabel und die Ergebnisse für die eigene Wahrnehmung lassen nach anregender Bearbeitung des Materials nicht lange auf sich warten. Bleibt lediglich, was hiermit vollzogen sein soll, das Buch zu empfehlen.