Mittwoch, 8. September 2010

Stefánsdóttir, Erla, Lífssýn mín. Lebenseinsichten..., Neue Erde Verlag: Saarbrücken 2007, Festband, 205 S.,
ISBN 978-3-89060-264-6, 26,80 €.


Entgegen den verbreiteten Medienberichten, die gern mit plakativen Begriffen arbeiten, ist die Seherin Erla Stefánsdóttir nicht die "Elfenbeauftragte" von Island. Ein solches regierungsamtliches Institut existiert nicht, wenngleich es eine gute Beschreibung dessen wäre, was Frau Stefánsdóttir regelmäßig macht. Und da sich dieser Begriff eingebürgert hat, wird er auch im Untertitel des hier vorgestellten Buches verwendet. Erla Stefánsdóttir wird bei großen Bauprojekten in Island zu Rate gezogen, handelt es sich dabei nun um die Errichtung größerer Gebäudekomplexe oder Straßenneubauten. Sie berät die Bauausführenden in Fragen zu Elfenwegen oder den Wohnorten von Trollen und Zwergen, die durch die Arbeiten zu Schaden kommen könnten. Im Härtefall wird die Bautätigkeit dann auch wirklich ausgesetzt und an anderer Stelle wieder aufgenommen. Zudem gibt Erla Stefánsdóttir Karten der verborgenen Welten heraus, auf denen sich eben die Reiche von Elfen, Zwergen und Wassergeistern eingezeichnet finden. Dennoch handelt es sich dabei nur um einen kleinen Teil der Beschäftigungen der Autorin.
Ihre außergewöhnliche Wahrnehmungsfähigkeit besteht seit Kindestagen und humorvoll erzählt Erla Stefánsdóttir von den Verwirrungen gerade in jener Zeit, beispielsweise wenn sie bei familiären Treffen Personen grüßte, die nur sie sehen konnte und durch Nachfragen verunsichert dann wiederum wirklich Anwesende nicht begrüßte. Durch ein sie auffangendes Umfeld musste sie sich in ihrer Wahrnehmung feinstofflicher Zusammenhänge nie zügeln; allerdings musste sie den Umgang mit ihren naturgegebenen Fähigkeiten erst erlernen, woran der Leser in dem über weite Teile autobiographischen Werk teilhaben kann.
Schon früh kam es dabei nicht nur zu Kontakten mit Naturwesen, sondern auch zu jenen mit aus jenseitigen Sphären wirkenden Heilern und Lehrern, von denen sich die Autorin bis heute beraten lässt und die ihr bei den verschiedenen von ihr übernommenen Aufgaben helfen.
Zudem kommen klassische Felder der Sicht zur Sprache. So gibt es ein Kapitel über die Welt der Materie, eines über die der Gefühle, der Gedanken und der Intuition, die jeweils aus Erlas ganz eigener Sicht beschrieben sind. Unter den Schilderungen finden sich klassische Themen, wie die Energiezentren des Menschen, welche die Autorin allerdings weniger dem klassischen im Hinduismus tradierten Schema entsprechend sieht, oder aber Beschreibungen der energetischen Signaturen menschlicher Entwicklung und geschaute Bilder von Tieren, Landschaften, Städten bis hin zu einzelnen Gebäuden, wobei die Liste so umfangreich wie die menschliche Wahrnehmung selbst sein müsste. Selbst die Hellsichtigkeit in Vergangenheit und Zukunft ist für die Autorin alltäglich. So gibt sie mit ihrem Werk tiefen Einblick in die viel umfassendere und vielfältigere Welt, als sie gewöhnlich mit dem Organ Auge zu sehen ist.
Bei der Kultivierung ihrer seherischen Fähigkeiten spielte die Theosophische Gesellschaft in Island eine recht große Rolle, im Rahmen derer sie mittlerweile Kurse gibt und aus der heraus sie ihren Verein "Lýfssín" (dt.: Lebensschau) in den 1990ern gründete.
Während Erla schon vorher immer wieder ihre Arbeit in dieser Gruppe anspricht, wird der Umstand im letzten Kapitel besonders deutlich. Hier beschreibt die Autorin die Erfahrungen mit den sieben Hauptwegen der menschlichen Entwicklung aus ihrer Sicht. Die Theosophie kennt diese nummerierten Wege als unterschiedliche energetische Qualitäten, die einzeln oder in Kombination die Polung einer individuellen Seele anzeigen und damit den jeweiligen Weg für Wachstum und Werterfüllung beschreiben. Jeder dieser Weg wird von Meistern gehütet, die dieser Qualität vollständig entsprechen.
Aus ihrer Sicht heraus nun ersetzte die Autorin die Nummerierung der Wege durch Farbzuordnungen und spricht dabei von Strahlen, was ihr zutreffender scheint. Erla vermutet weiter, dass es sich nicht nur um sieben, sondern um zwölf Strahlen handelt, die sie ausführlich beschreibt. Beispielhaft stehen einzelne Meister (z.B. Kuthumi, Christus, Dhwyal Khul, Hillarion) für die Strahlen, die sie in ihren geschauten energetischen Signaturen zu Papier gebracht hat. Diese ganzseitigen Farbabbildungen, die sich auch als Meditationsobjekte eignen, samt der beigestellten Erläuterungen sind nur einer der Vorzüge dieses hochwertig aufgelegten Buches.
Daneben sind es auch viele andere ihrer Wahrnehmungen, die Erla seit langem, meist mit Buntstiften, zeichnet. Auch an diesem Vergnügen kann der Leser teilhaben: So gibt es in diesem Werk kaum eine Seite, die nicht farbig bebildert ist. Das, beigefügte Meditationsanleitungen und natürlich die außergewöhnliche Geschichte von Erla Stefánsdóttir machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem.