Montag, 11. Januar 2010

Fiebag, Peter/ Fiebag, Johannes, Das Gralsgeheimnis, Herbig Verlag: München 2006, 416 S., Festband, SU, ISBN 3-7766-2474-4,
22,90 €.


Die Gebrüder Fiebag veröffentlichen bereits seit Mitte der 80er Jahre Bücher zur Entschlüsselung des Grals. Das nun vorliegende Buch „Das Gralsgeheimnis“ stellt dabei ein vorläufiges Endergebnis der geschwisterlichen Forschung dar. Und da Gralsbücher derzeit hoch im Kurs stehen, kommt dieses Werk gerade recht.
Die Autoren grenzen sich gleich eingangs expressis verbis von Theorien ab, die in dem geheimnisvollen Gefäß eine literarische Fiktion, eine gegenständliche Trinkschale oder gar die Blutslinie des Gesalbten sehen wollen und bereiten so die Ausbreitung ihrer eigenen Forschungsergebnisse vor.
Die Ansicht, die im Zentrum ihrer Entschlüsslung des Grals steht, fußt auf der Paläo-SETI-These (SETI = Search for Extraterrestrial Intelligence). Gemäss dieser Vorstellung, deren prominentester Vertreter im deutschsprachigen Raum wahrscheinlich Erich von Däniken ist, bekamen unsere Vorfahren im Altertum Besuch von außerirdischen Intelligenzen. Verschiedene Ableitungen, die an diese Paläo-SETI-Theorie angebunden sind, werden in dem Werk ebenfalls zur Sprache gebracht.
Beim Gral handelt es sich also um eine transferierte außerirdische Technologie, die Moses am Berg Sinai empfangen hat. In alttestamentlichen Darstellungen, dem Manna-Wunder beispielsweise, offenbart sich richtig gelesen die Wirkungsweise dieser Maschine. Demnach brachte sie jeden Morgen eine nährende Substanz hervor (außer an den Tagen der Wartung), ein fachgerechter Umgang war mit dem Allerheiligsten nötig und eine Kommunikation mit „Gott“ war mithilfe dieser Technik auch möglich, war das Gerät doch mit einer Art Gegensprechanlage hin zu den außerirdischen Intelligenzen verbunden.
Neben den biblischen Schilderungen stützen sich die Autoren auf weitere, die diese Technologie detaillierter beschreiben. Im Buch des Mysteriums, der Kleinen Heiligen Versammlung und der Großen Heiligen Versammlung, allesamt Bücher des Sohar, wird eine Apparatur bzw. ein Wesen beschrieben, das „Der Alte der Tage“ (attik jomim bzw. attik jomin, OthIQ IVMIN) genannt wird. Mit technischen Sachverstand gelesen lässt sich eine Bauanleitung extrahieren. Nach dieser haben bereits George Sassoon und Rodney Dale eine Maschine gebaut, mit der sich auf der Basis der Chlorella-Alge ein Art Brot herstellen ließ. Was also bisher lediglich für ambitionierte Magier und Mystiker kabbalistischer Schule relevant war, wird bei den Gebrüdern Fiebag (und anderen) auf technologischer Ebene neu verhandelt. Antrieb der Maschine soll ein Plutoniumreaktor gewesen sein, wodurch die Unfälle (schwere Hautausschläge, Todesfälle) in unbefugter Gegenwart der Maschine, aufbewahrt im Allerheiligsten der Israeliten, erklärbar werden. Die Schilderungen des Speisewunders werden darüber hinaus, den Gralsdichtungen entnommen, in die Argumentation eingefügt und sollen die These einer Manna-Maschine untermauern.
Weiter wird die in der Forschung umstrittene Frage nach dem Provenzialen Kyot, der Quelle Wolframs, von den Autoren entschieden. Ihnen folgend gab es diesen Mann und zudem lagen ihm alte Schriften von Hiram (= Flegetanis), dem Baumeister des Salomonischen Tempels vor. Da dieser Zugang zum Allerheiligsten der Juden hatte, so die Begründung, konnte er die Manna-Maschine als einer der letzten aus eigener Anschauung schildern.
Da dieser Mannaproduktionsapparat auch transportiert werden musste, baute man ihm eine Bundeslade. In den Wirren der Geschichte des jüdischen Volkes geriet später das Wissen um die Nutzung der Technologie in Vergessenheit: In der Folge entwickelte sich ein Cargo-Kult um das Gerät, welcher einen seiner wechselvollen Höhepunkte in der Verehrung durch die Templer erfuhr, die das verschollenen Gerät im Mittelalter ausgruben. Fazit: Das ominöse Idol der Templer, Baphomet, ist identisch mit dem attik jomim, also der außerirdischen Manna-Maschine. Auf den gewundenen Pfaden heimatloser Templer gelangte das gute Stück an die Küste Neu-Schottlands, genauer lokalisiert: auf die Oak-Insel. Da jeder Bergungsversuch in den letzten zwei Jahrhunderten scheiterte, soll sie noch heute dort in einem tiefen unzugänglichen Schacht, dem Money Pit, ihrer Hebung harren. Soweit die zusammengefassten Ergebnisse des Bruderpaars.
In dieser phantastischen argumentativen Verquickung von außerirdischer Manna-Maschine, Moses, der Bundeslade, Hiram, dem kabbalistischen „Alten der Tage“, dem Templeridol und der Gralsdichtung, welche die Autoren hier leisten, steht doch bei der Konstruktion einiger Zusammenhänge Spekulation vor echter Beweiskraft; trotzdem bietet das Buch von Peter und Johannes Fiebag sehr anregende und kurzweilige Lektüre. Für Gralinteressierte sowieso.