Samstag, 2. Januar 2010

Dwoskin, Hale, Die Sedona-Methode, VAK Verlag: Kirchzarten, 2. Aufl. 2007, PB, 336 S.,
ISBN 978-3-935767-78-1, 19,95 €.


Das Versprechen dieser Methode kommt vollmundig daher: Mit der Sedona-Methode soll es sich um ein Turbo-Werkzeug handeln, mit dem man Gefühle wie Ärger, Frustration, Angst und Stress, selbst körperliche Schmerzen, ganz einfach los- bzw. entlassen kann. Leben im Flow-Zustand. Hört sich doch genau nach dem Werkzeug an, dass jeder gelegentlich gebrauchen könnte. Also ran an das Werk, gegengelesen und mal ausprobiert: Hält die Methode, was sie verspricht?
Entwickler der Technik ist Lester Levenson (1909–1994). Durch Erfahrungen eigener Krankheit, die Levenson an die Grenze des Todes brachte, gewann er die Einsicht, dass der Mensch prinzipiell nur so weit limitiert ist, wie er es sich geistig selbst indoktriniert. 1973 hatte Levenson seine mittlerweile gefundene Methode soweit formalisiert, dass andere Menschen in ihr ausgebildet werden konnten, um dann wiederum ausbilden zu können.
Hale Dwoskin ist nun einer der Lehrer der Sedona-Methode und spätestens durch den Film The Secret, in dem er zu sehen war, in einschlägigen Kreisen bekannt. Nachdem der Autor Levenson 1976 begegnet war und dessen Methode kennen gelernt hatte, veränderte sich sein Leben und die Sedona-Methode wurde zum Zentrum seines Wirkens. Von 1987 bis 1994 arbeitet Dwoskin aufs Engste mit Levenson zusammen, wobei Letzterer unserem Autoren die Rechte an der Methode übertrug. Zur weiteren Verbreitung der Techniken dann gründete Dwoskin 1996 ein Unternehmen, die Sedona Training Associates, deren Präsident er bis heute ist.
Davon ausgehend, dass der Mensch prinzipiell ein unlimitiertes Wesen ist, ist die Methode in zwei Teilen des Buches vorgestellt. Der erste untersucht die Grundlagen des Prozesses des Loslassens und beschäftigt sich mit unterschiedlichen Motiven, auf denen die Beschränkungen beruhen. Dazu werden verschiedene Techniken vorgestellt, die idealerweise sogleich nachvollzogen werden. Der zweite Teil des Buches widmet sich besonderen Emotionen und Lebensbereichen, in denen die Methode häufig und erfolgreich Anwendung gefunden hat: Diese sind in erster Linie die Befreiung von Furcht, Scham und Schuldgefühlen sowie die eigene finanzielle Lage, Unternehmensführung, Gesundheit und die Verbesserung von Beziehungen.
Im Zentrum der Sedona-Methode, oben schon kurz erwähnt, steht das Loslassen (releasing) als eine dritte Form des Umgangs mit Emotionen neben dem Ausagieren und dem Unterdrücken. Grundgedanke des Loslassen ist dabei, dass man aufhört, sich mit dem Gefühl bedingungslos zu identifizieren.
Neun emotionale Zustände werden differenziert und attributiert: Apathie, Traurigkeit, Angst, Lust, Wut, Stolz, Mut, Akzeptanz, Frieden. Zu all diesen Emotionen in ihrer Ausdifferenziertheit findet dann anhand des Buches das Releasing statt. Da sich die emotionalen Zustände durch Wiederholung zu verfestigten Mustern auswachsen, kann nach einem Releasing-Prozess meist nicht das ganze Problem gelöst sein: Hier ist der Leser und Mitpraktzierende angehalten, die einfache Technik in den eigenen Alltag zu integrieren, um Schicht für Schicht frei zu werden von und natürlich auch zu (un)gewollten Emotionen.
Auf einer zweiten Stufe des Loslassens dann werden die Emotionen auf ihre Motivation bzw. die zugrunde liegenden Wünschen zurück geführt. Das sind im Sinne dieser Methode vier Grundbedürfnisse: das nach Anerkennung, nach Kontrolle, nach Sicherheit und nach Getrenntsein. Auch dazu ist wieder kräftig loszulassen.
Die Aussage, dass wir nicht unsere Emotionen sind, scheint dabei ein Gemeinplatz zu sein. Allerdings ist es ein Trugschluss, eine intellektuelle Erkenntnis mit einer gelebten Wahrheit zu verwechseln. Indikator ist hierbei das eigene Erleben in Gefühl und Tat, das, Selbstbetrug einmal zurückgestellt, deutlich Auskunft über den eigenen emotionalen Stand geben kann.
Die Methode selbst besteht eigentlich nur aus einer einfachen Abfolge von Fragen, die im entsprechenden Moment angewandt sein sollen und es ist verblüffend, über die Fülle an Fallschilderungen im Buch hinaus selbst zu erleben, wie einfach und wirkungsvoll diese Methode schon bei der ersten Anwendung ist. Man beginnt zu ahnen, was eine jahrelange Praxis bewirken könnte. Bei diesem Prozess, mit dem man von Mal zu Mal tiefer in die eigenen Emotionen vordringt, werden sicherlich bei jedem Widerstände frei, auf die Dwoskin gesondert eingeht, um die Praxis des Lesers auch in diesen Situationen adäquat zu begleiten. Partielles, situationsdiktiertes Nachlesen ist bei diesem Einführungskurs in Buchform also ausdrücklich empfohlen. Immer wieder betont der Autor, nicht zu glauben, was sich durch eigene Erfahrung nicht verifizieren lässt.
Eine weitere Besonderheit dieser Technik ist neben ihrer Wirksamkeit die Tatsache, dass sie sich spielend in den Alltag integrieren lässt. Man kann in jeder denkbaren Situation kurz innehalten und loslassen, wenn die Prinzipien einmal verinnerlicht sind. Eine Sache von Minuten.
Von dem reichhaltigen Angebot an psychoaktiven Techniken zur Befreiung des Individuums ist die Sedona-Methode eine der besseren, weil tatsächlich funktionierenden. Der Kurs ist so konzipiert, dass er allein, zu zweit oder aber in der Gruppe erforscht werden kann.