Montag, 11. Januar 2010

d´Albert, Yan, Das Lexikon der spirituellen Wege, Lüchow Verlag: Stuttgart 2007, TB, 200 S.,
ISBN 978-3-363-03130-0, 16,95 €.


Der Anspruch lexikalisch zu arbeiten, scheint derzeit wie eine Virus zu grassieren, führt man sich die allenthalben erscheinenden Lexika, Enzyklopädien oder Wörterbücher zu esoterischen Themen vor Augen. Dieses Genre ist nun wieder um eine Publikation erweitert, Das Lexikon der spirituellen Wege.
Der Autor, Yan d´Albert, kommt praktisch aus der Tradition islamischer Mystik und wird auf dem Rückentext des Bandes geheimnisvoll als „Neo-Derwisch“ bezeichnet. Darüber hinaus beschäftigt er sich offensichtlich auch mit anderen esoterischen Strömungen, was ihn in den Stand setzt, ein Lexikon der spirituellen Wege abzufassen. Zeugnis für sein breitgestreutes esoterischen Interesse sind seine vielfältigen Tätigkeiten. Er leitet Seminare, schreibt Bücher und komponiert Musik. So sind von d´Albert verschiedene CDs erhältlich, deren Inhalt Edelsteinmeditationen, Engel- und Reikiklänge oder aber Mantren umfangen kann. Seine bisherigen Buchpublikationen können vielleicht nicht als bestes Aushängeschild gelten, zeichnet sich d´Albert doch für eine Autorschaft der VGS/Pro7- Reihe zur Magie verantwortlich. Titel wie Das Buch der Magie, Das Buch der magischen Orte, Das Buch der magischen Feste oder Das Buch der magischen Rituale lassen nach kurzer Sichtung eher die Alarmglocken schrill läuten, als dass sie zu ernsthaftem Studium beitragen könnten.
Wie bei jedem Buch, besonders aber bei Nachschlagewerken, hat der kritische Leser die Aufgabe, Nachlässigkeiten gegen die dargebotenen Informationen und ihre Nutzbarkeit abzuwägen, wobei hier mit dem ersteren angefangen sein soll. So findet sich beispielsweise unter Baumhoroskop ein knapper Eintrag, der diese weit verbreitete Charakterkunde auf die Kelten zurückführt. Wer heute noch derartiges behauptet, läuft Gefahr sich schlicht und einfach lächerlich zu machen. Das sogenannte Keltische Baumhoroskop ist seit einigen Jahren zweifelsfrei als artifizielle Schöpfung einer französischen Modezeitung erkannt, was selbst von Autoren eingestanden wird, die nach wie vor Ratgeber zu diesem Thema veröffentlichen.
Stichworte wie Fluffy Bunny hingegen sind Merkwürdigkeiten, die fast völlig relevanzfrei in diesem Lexikon stehen oder zumindest die Frage virulent werden lassen, an wen sich das Buch denn eigentlich richtet. Oder ist es wirklich von Interesse, dass Wicca-Anhänger so angeblich junge weibliche Neulinge nennen, die von TV-Serien beeinflusst zum Wicca finden?
Die Einträge zu den islamischen Begriffen sind, ob der geistigen Verbundenheit des Autors mit dem Sufitum, noch die am besten benutzbaren. Zu dieser Tradition sind in nächster Zeit weitere Beiträge des Autors zu erwarten, sowohl in Buchform als auch musikalische auf CD.
Aber das Buch hat auch Stärken. Einige sonst, wahrscheinlich wegen unzureichender Historie noch wenig berücksichtigte Stichworte finden sich bei d´Albert: So sind beispielsweise Damanhur oder etwa Findhorn verschlagwortet. Zu fast allen Einträgen gibt der Autor Literaturhinweise und, wenn vorhanden, Netzadressen an, mithilfe derer weitere Informationen eingeholt werden können. Daneben sind die eingestreuten Kästen, die Listen zu speziellen Stichworten beinhalten, redaktionell ganz praktische umgesetzt. Die Dalai Lama-Liste, der Engel-Exkurs, das Gottheiten-ABC oder das Verzeichnis der Steine bieten einen pragmatisch orientierten knappen Schnellzugriff, wie es von einem Lexikon wünschbar ist.
Insgesamt ist jedoch an einer durchgehend vorhandenen relativen Oberflächlichkeit deutlich zu merken, dass der Autor, wie er selbst im Vorwort eingesteht, vielfach auf Netzinhalte zugriff und aus diesen erst einzelne Schlagworte entwickelte. Somit ist das Lexikon von d´Albert wahrscheinlich am ehesten ein Buch, dass nicht abschließend klären, sondern einen ersten Zugriff geben will und das in aller Kürze auch kann. Disqualifizierend für den Gebrauch sind Falschdarstellungen und die Aufnahme völlig belangloser Begriffe, die nur mit viel gutem Willen überhaupt in der Peripherie spiritueller Wege ausgemacht werden können.