Donnerstag, 31. Dezember 2009

Karlsson, Thomas, Adulruna und die gotische Kabbala, Edition Roter Drache: Rudolstadt 2007, Softcover, 140 S., ISBN 978-3-939459-04-0,
16,00 €.


Wer ist eigentlich Johannes Bureus? Und was sind die Adulrunen? Wahrscheinlich werden die wenigsten Leser bisher mit dem Namen und dem Begriff etwas anzufangen wissen. Das könnte sich jetzt, nach der Veröffentlichung des neuen Buches von Thomas Karlsson, ändern. Der nämlich. schwedischer Autor, Mitglied des Dragon Rouge und Religionswissenschaftler, promoviert derzeit zu Bureus und dessen Runensystem. Und so kommt ein weitestgehend unbekanntes, wenngleich sehr spannendes Thema an den interessierten Leser.
Nachdem Karlsson bereits im vergangenen Jahr für sein Buch „Kabbalah, Qliphot und die Goetische Magie“ viel Anerkennung ernten konnte, ist das nun die nächste Produktion seiner Feder. Und auch dieses Mal erscheint sein Werk in der beachtenswerten Edition Roter Drache, die mit verhältnismäßig wenigen Veröffentlichungen qualitativ bereits in die Oberliga magischer Verlage aufgestiegen ist.
Doch zurück zum jüngst erschienenen Werk.
Johannes Bureus (1569–1652) war ein von rosenkreuzerischen Manifesten und den Schriften des Paracelsus begeisterter schwedischer Gelehrter. Ebenso muss er, was aus seinem Werk hervorgeht, von John Dee inspiriert gewesen sein. Daneben gilt der Archivar Bureus als Vater der schwedischen Grammatik, bedeutender Linguist und war Erzieher des schwedischen Königs Gustav II. Adolf.
Dieser Bureus hat ein völlig eigenes esoterisches System hinterlassen, in welchem Runen, kabbalistische Methodik, Alchemie, die Ideen der Rosenkreuzer und die Lehren des Paracelsus miteinander verbunden sind. Dieses System benannte er Gotische Kabbala oder aber, nach der Zentralglyphe der Lehre, Adulruna. Aus diesem Symbol lassen sich 15 Runen ableiten, die in folgende drei Gruppen á fünf Runen zerfallen: der Erzeuger, der Geburts- und der Nachkommensfünfer.
Neben dieser Unterteilung hat jede Rune drei Bedeutungsebenen: eine offenbare, eine esoterische (die Adulrunen) und eine innerste Dimension (die Alrunen). Die Zeichen sind dabei ursprüngliche Vermittler zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung. Damit zeichnet sich eine Trinität aus, wie die Zahl 3 in der Gotischen Kabbala allgemein zentral zu sein scheint. Zudem konstruierte Bureus ein Runenkreuz aus den 15 Runen, in dem sich die Schöpfungsgeschichte, die Existenzebenen, die Passion Christi, der Trinitätsgedanke sowie ein initiatorischer siebenstufiger Pfad verschlüsselt finden. Und damit ist der mystische Gesamtgehalt des Symbols für die Rezension gerade angerissen...
Ebenso komplex ist die oben schon erwähnte Adulrune, welche die drei Schöpfungsebenen als Makro- und Mikrokosmos abbildet.
Zu diesem System sind zwei maßgeblichen Ausarbeitungen Bureus´ in Manuskriptform überliefert, die Thomas Karlsson als Grundlage seiner Forschung benutzt, neben weiteren Texten, die als Ergänzung von Zusammenhang und Verständnis dienen. Die grundlegenden Titel sind die „Antiquitates Scanziana“ und die „Adulruna rediviva“.
Bureus´ Arbeit ist natürlich auch in einen größeren zeitgenössischen Rahmen eingebettet, den Gotizismus. Diese Strömung, so Karlsson, die meist mit schwedischen Großmachtsphantasien assoziiert wird, lieferte Bureus Motive, die er mit seinen esoterischen Vorstellungen zu verbinden vermocht. Etwa wenn er die drei Kronen des schwedischen Wappens konsequent auf den Trinitätsgedanken bezogen sieht.
Gotizismus, Runen, altnordische Themen, Rosenkreuzertum, Alchemie und weitere, schon genannte Gebiete erfuhren eine sehr eigenwillige Synthese in Bureus´ Werk, das in der Beschreibung eines individuell gangbaren Initiationsweges gipfelt, der stufenweise zu einer Verbindung mit Gott führt.