Sonntag, 10. Februar 2013

Storl, Wolf-Dieter, Mit Pflanzen verbunden, Heyne Verlag: München 2009, TB, 288 S., ISBN 978-3-453-70100-7, 8,95 €.


Dass Storl besonders dem Grünen Volk, den Pflanzen verbunden ist, hat sich sicher rumgesprochen. Seine Bücher werden bestens verkauft und viele Menschen lassen sich von ihm inspirieren, vor der Tür mal genauer auf das Grün zu schauen.
Neben Veröffentlichungen zu Shiva oder dem Bären als uraltem schamanischen Krafttier sind es die Monografien zu Pflanzen, für die er bekannt ist. Stets ist es in seinen Publikationen eine Auswahl von Pflanzen, die vorgestellt wird, aus ethnobotanischer und kultranthropologischer Sicht, jeweils reich durchsetzt mit eigenen Erfahrungen. Neben den theoretischen Erörterungen ist Storl nämlich auch Praktiker in der Anwendung von Pflanzen gegen größere und kleinere Zipperlein; auch hierien vielen Menschen Vorbild.
Der 1942 geborene Pflanzenversteher bleibt seinem „Rezept“ auch im hier vorgestellten Werk, Mit Pflanzen verbunden. Meine Erlebnisse mit Heilkräutern und Zauberpflanzen, treu. 
Da wäre beispielsweise die Geschichte von seinem Schlüsselbeinbruch nach einem Rennradunfall. Storl kurierte, nachdem sich eine operative Therapie im Krankenhaus als wesentlich zu teuer herausstellte, die Fraktur in Eigenregie mit einem Ruckackverband und zweimal täglich gewechselten Umschlägen mit zerstoßener Beinwellwurzel. Und das passte gut und ist, wen wunderts, in der Volksmedizin seit langem verankert.
Hohes Ansehen genießt auch die Goldrute in ihrer Heilkraft. Von ihr sind verschiedene Varianten zu finden, am häufigsten ist mittlerweile wahrscheinlich die Kanadische Goldrute. Storl erzählt von ihr als bedeutendem Nierenheiler, deren Gebrauch als Tee oder Kaltwasserauszug er schon sehr früh in seinen Selbsthilfekoffer einsortierte. Schon bei Tabernaemontanus, der im 16. Jahrhundert über den Gebrauch von Kräuten schrieb, findet sich der Hinweis auf die Heilwirkung bei allen möglichen Blasen- und Nierenerkrankungen. Später lernte Storl dann, dass auch die Indianer Nordamerikas sehr wohl mit den Heilwirkungen der Pflanze bekannt sind. Dass eine Überdosierung genau den gegenteiligen Effekt hervorrufen kann, nämlich eine Nierenkolik, auch davon erzählt Storl.
Sogar mit infektiösen Schwergewichten wie der Lyme-Borreliose können Pflanzen therapeutisch umgehen, zumindest flankierend mit wohl ausgezeichnetem Erfolg. So hat Storl sich mit der Karde geheilt, was er eindrücklich schildert. Zu diesem Thema hat er bereits ein eigenständiges Buch veröffentlicht, Borreliose natürlich heilen: Ethnomedizinisches Wissen, ganzheitliche Behandlung und praktische Anwendungen, erschienen im AT Verlag.
Vermutlich eine der ältesten Schamanenpflanzen, von denen Storl berichtet, ist der Beifuss. Schon die Neandertaler haben ihre Toten auf diese Pflanzen gebettet, was nahelegt, dass der Übergang in die nächste Welt erleichtert werden sollte. Weltweit findet sich, neben den zeitgenössischen Zeugen, die Verwendung von Beifuss als Heil- und besonders als Räucherpflanze, da ihm nachgesagt wird, schlechte Geister fernzuhalten.
Neben den hier kurz besprochenen Pflanzen bietet das Taschenbuch erhellende Beiträge zum Engelwurz, zum Huflattich, zur Schafgarbe, zur Tollkirsche und zum Hanf.
Dass Storl ein äußerst unterhaltsamer und humorvoller Schreiber ist, muss nicht weiter hervorgehoben werden; die letzgenannten Pflanzenporträts sind aber dennoch besonders, nicht zuletzt wegen der visionären Kraft, die diesen Pflanzen innewohnt und den sehr speziellen Erfahrungen, die der Autor mit beiden gemacht hat.
Insgesamt ist es wieder ein verlässlich sehr gutes Buch von Storl, informativ, unterhaltsam und inspririerend. Das Frühjahr kann kommen, die Kräutersammelsaison beginnen.