Sonntag, 26. Mai 2013

Rampuri Baba, Unterwegs zu den Wurzeln yogischen Wissens, Sphinx Verlag: München 2008, Festband, SU, 224 S., ISBN 978-3-7205-9011-2, 22,00 €.


Unter dem Titel „Autobiography of a Blue-Eyed Yogi“ 2005 in englischer Sprache erstveröffentlicht, erschien das Buch 2008 im Sphinx Verlag, der Titel hier: „Unterwegs zu den Wurzel yogischen Wissens“. Der Autor, Rampuri Baba, erzählt in diesem höchst amüsanten und weniger tiefsinnigen Buch von seinem indischen Abenteuer, das einzigartig ist und fortgeschrieben wird. Den eigenen Weg, den er hier nachzeichnet, ist der vom amerikanischen Hippie-Teenager zum Naga Baba.
Geboren in Chicago und aufgewachsen in Beverly Hills reiste unser Autor 1969 auf dem Landweg nach Indien, wo er seitdem lebt. Auf der Suche nach Sinn und spiritueller Identität, Amerika erschien ihm zu geistfrei, streifte er eine Weile durch Indien, besuchte heilige Stätten und Lehrer. Nachdem er den Subkontinent durchquert hatte, traf er 1970 seine Gurus Hari Puri Baba und Amar Puri Baba. Ohne Hindi oder Sanskrit zu sprechen, schloss er sich der Tradition der Naga Babas an (naga = nackt) und wurde während einer Kumbh Mela kurze Zeit später in den Orden, in die Große Juna Akhara der Zehn Namen initiiert, nicht ohne für mittelschwere Verwirrung und Komplikationen zu sorgen. Rampuri Baba ist wahrscheinlich der erste aus dem Westen stammende Mensch gewesen, der vollständig in diese Tradition eingeweiht wurde; entsprechend groß auch die Vorbehalte und Widerstände von einigen Sadhus des Ordens.
Das in diesem Buch vom Yoga der Sadhus gezeichnete Bild und das der Tradition, in die Rampuri Baba eingeweiht ist, haben wenig Ähnlichkeit mit Yogakursen und vermeintlichen Traditionen in den Studios hierzulande: Die Sannyasi der Naga Babas praktizieren Pranayama in Verbindung mit persönlich übertragenen kraftvollen magischen Silben (Mantramistik) und Guru Yoga; körperliche Verrenkungen wie im Hatha Yoga hingegen sind eher niedrig angesehen und werden nicht praktiziert. Stattdessen liest man von Praktiken böser Sadhus, die andere mit tantrischer Magie töten oder von Ritualen, bei denen Rampuri in der Luft tanzt oder von wundertätigen Sandalen, die für den Wohlstand des Ordens sorgen.
Rampuri Baba ist den Schritt trotz aller Widerstände gegangen und geht ihn noch: 1984 eröffnete er seinen eigenen Ashram (Hari Puri Ashram) in Hardwar in Nordindien und ist für viele Sannyas längst schon selbst Guru. Er unterhält daneben eine Netzpräsenz, auf der der Leser weiterführende Informationen zur Naga-Tradition findet, zu aktuellen Ereignissen in seinem Ashram und im Orden.
Wer dem Unterttiel entsprechend Wurzeln yogischen Wissens verschriftlicht finden will, wird wahrscheinlich etwas enttäuscht sein. Amüsant und anekdotenhaft (Rampuri Baba ist ein großartiger Erzähler...) berichtet er immer wieder von den Schwierigkeiten, die er als Nichtinder in seinem Orden und der indischen Gesellschaft hat, von seinem Exotenstatus und von den Eifersüchteleien und Streitigkeiten der Babas untereinander, bspw. in der Nachfolge als Ordensoberhaupt. Die Einblicke sind authentisch und die Struktur, in der die yogische Tradition im Hinduismus weitergegeben wird, wird sichtbar: Yogaphilosophie findet sich allerdings nicht. Da trifft der Titel der englischen Ausgabe wesentlich besser den Inhalt des Buches. Das ist aber schon der einzige Kritikpunkt an diesem kurzweiligen und allen Indienfans empfohlenen Buch: der leicht irreführende Titel.