Freitag, 25. Dezember 2015

diGregorio, Sophia, Grimoire of Santa Muerte. Spells and Rituals of Most Holy Death, the Unofficial Saint of Mexico, Winter Tempest Books: o.O. 2013, Paperback, 118 S., ISBN 978-0615827469, 12,99 $.


Der schmale Band von Sophia diGregorio, Grimoire of Santa Muerte, ist die dritte Publikation zur knöchernen Dame bei chela-rezensionen. Nicht nur vom Umfang, auch inhaltlich der schmalste Band, liefert diese Sammlung ritueller Praktiken nicht sonderlich viel Neues verglichen mit Prowers La Santa Muerte (2015) oder Chesnuts Devoted to Death (2011).
Sophia diGregorio, sich selbst als langjährige Okkultistin bezeichnend, will mit der Zauberei Mexikos bereits in den 1980er Jahren in Kontakt gekommen sein und schrieb dieses Buch als erstes einer noch weiterzuführenden Serie zu Santa Muerte. Vor dieser Monographie trat diGregorio mit Büchern zum Wicca, zum traditionellen Hexentum, mit Anleitungen zum Selbstverfassen von Zaubersprüchen oder aber mit Vampirgeschichten in Erscheinung. Bereits diese Melange publizistischer Elaborate könnte auf eher seichte Gewässer geistiger Durchdrungenheit hindeuten, was sich dann, am Beispiel ihres Werks zu Santa Muerte, leider bewahrheitet.
Ihrer geistig-spirituellen Herkunft am Thema Santa Muerte Kontur gebend, soll eine fehlerhafte historische Darstellung in erster Linie einen Nachweis erbringen: In Santa Muerte ist eine Synthese südwesteuropäischer und mexikanischer paganer Gottheiten zu sehen. In ihrer Herkunft wiederum ist sie nur eine von vielen heidnischen Gottheiten, die mit dem Tod und der Unterwelt assoziiert sind und steht in einer Reihe mit Hades, Thanatos, Mors, Pluto, Keres, Ah Puch, Mictecacihuatl etc. In einem fast gnadenlos zu nennenden Akt von Gleichmacherei schafft es die Autorin, in einer an sich schon knappen historischen Kontextualisierung, Santa Muerte von fast jeder Kontur zu befreien. Die zentrale Bedeutung des Katholizismus für ihre Verehrung kann allenfalls als Randnotiz aus dem Text herausgelesen werden, womit sich das Werk schon früh disqualifiziert. Zudem werden christliche Riten und Symbole konsequent auf heidnische, vorchristliche Bräuche zurückgeführt: in diesem Kontext, von der vorgenannten Agenda der Autorin diktiert, oszillierend zwischen Irrtum und Irrelevanz.
Die jüngere Vergangenheit der Santa Muerte-Anhängerschaft wird, politische Verwerfungen berücksichtigend, vergleichsweise kurz abgehandelt. Auch dabei sucht die Autorin permanent den Anschluss an okkulte und pagane Praktiken (Wicca), bevor sie zu einem Glossar überleitet, das Begriffe wie „heilig“, „Vater unser“, „Rosenkranz“ oder aber „Tetragrammaton“ verzeichnet.  Bevor es dann mit der Ikonographie der Santa Muerte fortgeht, steht noch, kaum erkennbar im Kontext, eine Anleitung zum Ritual des Kabbalistischen Kreuzes. Dieser Mix ist wild, innerhalb des dargebotenen Textes von diGregorio aber folgerichtig. Die hinlänglich bekannten Bezüge der Aufgabenbereiche der Heiligen Mutter Tod und der jeweiligen Farbe ihrer Roben weitet die Autorin aus und kommt auf ganze 14 Entsprechungen.
Wenn der Leser bis hierhin durchgehalten hat, findet er ein neuntägiges Ritual zur Einrichtung eines Altars, ein Selbsthingaberitual, reinigende Bäder, Anleitungen zur Herstellung von Talismanen und dann 55 Seiten voller selbstverfasster Zaubersprüche und Gebete an die knöcherne Heilige, unterschiedliche Anliegen bedienend. Zu lesen sind bspw. Bitten um Heilung, um Geschäftserfolg, um Erfolg in rechtlichen Streitigkeiten, exorzistische Rituale, Gegenzauber und vieles mehr. Selbstredend erscheint Santa Muerte auch in diesen Ritualtexten als Unterweltgöttin paganer Prägung mit sehr blasser christlicher Färbung.
Was dem Werk vielleicht noch zugute gehalten werden kann, ist, dass sich aus der Vielzahl der angeführten Gebete zu unterschiedlichen Anliegen die ein oder andere Inspiration herauslesen lässt, die bei der Ausgestaltung der eigenen Devotionspraxis hilfreich sein kann. Insgesamt handelt es sich jedoch um ein verzichtbares Buch, das allenfalls aus Befriedigung eines sammlerischen Vervollständigkeitswahns zu empfehlen ist.