Sonntag, 30. Dezember 2012
Storl, Wolf-Dieter, Ich bin ein Teil des Waldes, Heyne Verlag: München 2008, TB, 336 S., ISBN 978-3-453-70098-7, 8,95 €.
Die Besprechungen von Storls Werken zählen zu den festen Größen auf chela-rezensionen, was der Einzigartigkeit des Autors geschuldet ist. Kein anderer im deutschen Sprachraum vermag es, so kenntnisreich und unterhaltsam aus erster Hand über das „grüne Volk“ zu berichten. Storls Bücher handeln von Pflanzen im Allgemeinen und um einen ganz besonderen Zugang im Speziellen: Storl redet mit den Pflanzen. Die Informationen, die er dabei erhält, sind mit den kulturanthropologischen Versatzstücken gleichberechtigt, die sich aus schriftlich tradiertem Wissen oder oraler Tradition zu Herkunft und Nutzen der Pflanzen gewinnen lassen. Diese Mischung macht alle seine Bücher zu etwas Besonderem.
Was nun in vielen von Storls Büchern anekdotisches Beiwerk ist, die biografischen Anteile, rückt in Ich bin ein Teil des Waldes. „Der Schamane aus dem Allgäu“ erzählt sein Leben in den Mittelpunkt. Der Leser nimmt teil an den wichtigsten Lebensstationen des Autors bis zur Seßhaftwerdung als Selbstversorger im Allgäu.
Da ist beispielsweise die Übersiedlung der Familie von Oldenburg nach Ohio, die der Autor als Kind erlebte, und bald darauf die erste prägende Bekanntschaft mit der amerikanischen Wildnis, in die es den Jungen zieht. Storl schildert stellvertretend für diese Lebensphase unter anderem seine manische Baumkletterei als kindlichen Zugang zur Pflanzenwelt, die später dazu beitrug, mit Bäumen zu kommunizieren.
Oder aber die Geschichte des jungen Wissenschaftlers, der sich Ende der 70er Jahre vom College in Oregon für die Feldforschung im Emmental beurlauben ließ. Daraus wurde dann ein längerer Aufenthalt bei den Schweizer Bergbauern und einmal mehr das praktische Studium der Grundlagen der Landwirtschaft. Hier lernte Storl auch den Bauernphilospohen Athur Hermes kennen, der mit seinem Wissen und seiner Erfahrung auf dem Gebiet der biologisch-dynamischen Landwirtschaft als einer der wichtigsten Einflüsse auf den Autor gesehen werden kann.
Bei weiteren Geschichten, ohne alles zu verraten, begleitet der Leser den Autor in den Olympic National Park, den Yellowstone National Park, nach Nepal und während seiner Zeit im indischen Varanasi, im Zusammenleben mit der anthroposophischen Dorfgemeinschaft im Rhonetal und an vielen weiteren Stationen. Sein gewundener Weg kreuzt sich mit dem von Bären, Schamanen, Sadhus und dem von Pflanzenkundigen aller Kulturen, von denen er wißbegierig lernte.
Da das für den Autor ein weiter und abwechslungsreicher Weg zu gehen war, resultiert aus dessen schlaglichtartiger Schilderung ein überaus spannendes, farbiges und inspirierendes Buch, in dem Storl neben die biographischen Anteile immer auch kurze und informative Abschnitte zu den Pflanzen stellt, die in der speziellen Lebenssituation die ihn jeweils umgebende Landschaft charkterisierten.
Insgesamt eignet sich das preiswerte Taschenbuch besonders gut als Einstieg in den äußerst erkundenswerten „Kosmos Storl“.
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