Hagen von Tulien ist der (magische) Name eines
Okkultisten und Künstlers aus Berlin, der weit über die deutschen Grenzen
hinaus bekannt ist. In den letzten Jahren konzentrierte er seine künstlerische Arbeit
auf den Scherenschnitt, eine Technik, mit der er schon seit seiner Kindheit in
Kontakt steht und der er mit seinen sigillenartigen Abbildern jenseitiger Welten
und Wesen neues und im Sinne des Wortes merkwürdiges Leben einhauchte.
Aufmerksame Beobachter könnten mit der Kunst Hagen
von Tuliens vertraut sein: Neben den Gestaltungen von Buchdeckeln (Necro-Yoga von W. H. Müller, The Black Ship von Malphas) sind seine
geschnittenen Visionen als Illustrationen in verschiedenen Veröffentlichungen
erschienen (Clavis, QLIPHOT Journal), Unternehmungen nutzen die emblematische
Ausdrucksstärke seiner Werke (Midian Books) und in Zusammenarbeit mit
Schmuckschmieden gestaltete von Tulien Kettenanhänger, die in streng limitierter
Auflage lange vor der Herstellung verkauft waren. Mit der Societe Voudon
Gnostique (SVG) veröffentlichte er bei Fulgur Ltd. 2011 ATUA, eine Anthologie, die erstmalig einen vielgestaltigen Einblick
in die Arbeit und Tradition der SVG bot. In den letzten, außergewöhnlich
produktiven Jahren, schuf Hagen von Tulien erstaunliche künstlerische Schätze.
Der Autor ist ein von Michael Bertiaux initiierter Bischof
der Ecclesia Gnostica Spiritualis, Meister der Fraternitas Saturni und war
lange Jahre der Sektionsleiter der Illuminaten von Thanateros (IOT) in
Deutschland. In all den Jahren fand seine magische Praxis in seiner Kunst
Niederschlag; beides zu trennen wäre nicht möglich. Seit mehr als 30 Jahren
beschäftigt sich der Autor nun mit Magie in Theorie und Praxis; seine Kunst ist
Ausdruck und Manifestation magischer Zustände des Bewussseins, verdichteter
Reisebericht, die als solche gelesen werden kann und wirkt. Nun endlich ist ein
Einblick in sein Schaffen in Buchform erschienen, getitelt Okkulte Psaligraphie, bei einem amerikanischen Verlag, der sich auf
okkulte Werke in hochwertigen Ausgaben spezialisiert hat. Und das Ergebnis ist
überwältigend.
Während der Scherenschnitt, eine der ältesten
Volkskünste Chinas (jian zhi), dort
noch weit verbreitet und geübt ist, erlebte er seinen Höhepunkt in Deutschland im
19. Jahrhundert. Heutztage fristet er hierzulande ein Nischendasein, hat aber
durchaus weiterhin seine Liebhaber. Eine Verbindung von Scherenschnitt zur
Religion, spezieller zur Magie, ist sowohl für Asien als auch für Mittelamerika
verbürgt.
Das großformatige Werk, in dem die Kunstform Scherenschnitt
virtuosen Ausdruck feiert, spiegelt die magischen Räume, die sich der Künstler
im Laufe seiner Reise erschlossen hat: Neben den an Lovecraftsche Welten
erinnernden archaischen dunklen Mysterien sind Portale zur weiblichen
Sexualität zu finden (Pomba Gira), Arbeiten zu den Lwa aus der
voudougnostischen Tradition von Michael Bertiaux, Werke zum Hexensabbath, zum
Vama Marga, zur saturnmagischen Tradition, zu den Wächern des Zugangs zum
Totenreich und mehr. Die Texte des Buches, einführend aus der Feder des
Herausgebers und im weiteren Seitenlauf dann ausschließlich vom Künstler
selbst, sind in englischer und deutscher Sprache abgedruckt.
Hagen von Tulien, der linkshändigen magischen
Tradition angehörig, lotet meisterlich
gekonnt die hellen und dunklen Seiten des Bewusstseins aus und bietet über
seine Kunst gewordenen Visionen, durch deren Allgemeingültigkeit, dem Betrachter
Zugang zu diesen Aspekten jenseitiger Existenz (oder, nach anderer
Interpretationsformel, in die Tiefen unbewusster Bewusstseinsinhalte). Mithilfe der kraftvollen Bildnisse Hagen von
Tuliens, in Konzentration oder Meditation genutzt, kann eine Begegnung mit der
spirituellen Welt ausgelöst werden.
Neben dem Inhalt funktioniert das Werk also auch in
seiner Ausstattung als talismanic book:
In der hochwertigen Ausführung taugt es auf ansehnliche Art und Weise,
Bestandteil der Altargestaltung für rituelle Arbeiten zu sein.
Das Werk von Hagen von Tulien ist ein Buch für Bibliophile,
für Kunstliebhaber und für magisch Praktizierende, in vielerlei Hinsicht
anregend und einzigartig als Portal zu Welten, die erschlossen werden wollen.