Freitag, 4. Januar 2013

Stejnar, Emil, Der Thebaische Kalender, Ibera: Wien 2012, Festband, 352 S., ISBN 978-3-85052-254-9, 25,00 €.


Der nächste Band aus der Reihe Magie und Mystik im 3. Jahrtausend, hier vorgstellt, ist Der Thebaische Kalender. Die 360 Genien der Erdgürtelzone, die Zeit ihrer Macht und die Praxis der mystischen Invokation. Dieses Werk ergänzt und präzisiert Das Schutzengelbuch, das in diesem Blog bereits besprochen wurde. In der Reihe der Publikationen des selbsternannten Bardon-Nachfolgers ist es das achte Buch von zehn. Und bereits im Titel findet sich wieder der technische Gegensatz zu Bardons Arbeit: Während es bei diesem die Praxis der magischen Evokation ist, favorisiert Stejnar in seiner Weiterführung bzw. Neuauflegung des Systems die mystische Invokation.
Während der Autor im Schutzengelbuch den Bund vorstellte, den Engel und Menschen aufs Neue miteinander eingegangen sind, wie der Wanderer diesen Bund in verschiedenen Verpflichtungen lebt und wie man selbst zu einem Wanderer wird, präzisiert er im Thebaischen Kalender die Angaben zur Arbeit mit den Genien.
Im Zentrum steht ein Kalender als Instrument der Berechnung der bestmöglichen Zeit der Erreichbarkeit der einzelnen Geister:
Quintschers Forschungsloge, deren Mitglied Bardon gewesen ist, verwendete den Thebaischen Kalender, von dem Stejnar eine Abschrift anfertigen konnte. Seitdem experimentiert er mit diesen zeitlichen Vorgaben. Dieser Kalender geht, so der Autor, höchstwarscheinlich auf die Magie und Astrologie der Chaldäer zurück und ist nicht mit den Thebanischen Tafeln aus Ägypten zu verwechseln. Er ist eine genaue Beschreibung der Gezeiten der Macht, wie Stejnar die Wirkspanne der Genien nennt, auf der Basis astrologischer Berechnungen. So kann jeder für den Ort, an dem er sich befindet, ausrechnen, wann der zu kontaktierende Genius nahe und zugänglich ist (Die Engel sprechen astrologisch, so Stejnar). Sollte die einfache Rechnung trotzdem zu kompliziert sein, stellt der Stejnar-Schüler Walter Ogris einen Digitalen Genienspiegel zur Verfügung, also die Wirkzeit des Genius auf Knopfdruck.
Vor den Kalender gesetzt ist die Herleitung der Siegel und Namen der Vorsteher der Erdgürtelzone, die in einen historischen Rahmen gesetzt werden, der Irrungen und Wirrungen der Abschreibungsgeschichte zurechtzurücken sucht:
In einer ausführlichen Tabelle, in denen die Namen der 360 Genien verzeichnet sind, bietet Stejnar die Schreibweisen unterschiedlicher Manuskripte (Bardon, Abraham von Worms, Mathers, Quintscher und seine eigenen). Bei den Zuordnungen von Namen (bzw. deren Richtigstellung) zu den entsprechenden astrologischen Stationen fällt auf, dass Stejnar die Arbeit von Bardon mehrfach als falsch auszeichnet, auf der anderen Seite wiederum zugeben muss, dass von ihm hergestellte und geweihte Amulette nach den (falschen) Vorgaben Bardon ebenso wirksam gewesen sind. Das zeigt der Autor, abseitig seines eigentlichen Themas, anhand der Mondgenien, also anhand von Planetengeistern. Diese Geister, obwohl eigentlich nicht Thema, sollen sich allerdings wesentlich besser für die Kontaktaufnahme eignen als die der Erdgürtelzone, zumal jeder über die astrologischen Transite zu jeder Zeit in mehr oder weniger intensivem Kontakt zu diesen Genien steht. Dazu in einem anderen Buch...
Stejnar legt auch hier, wie in allen seinen Büchern, noch einmal den Kern der Magie und Mystik im 3. Jahrtausend offen: Das Wissen um die Wesenszellen und deren Vernetzung und die Kommunikation mit reingeistigen Wesen via Elemental/Elementar, die, so warnt der Autor eindringlich, ohne entsprechende Schulung besser nicht unternommen werden sollte. In diesem Zusammenhang geht Stejnar der Frage magischer Angriffen nach und schließt dabei, dass die meisten magisch Angegriffenen sich ihre Dämonen selbst erschaffen haben.
Aber auch für die geistig Gesunden, die sich mit der Kontaktaufnahme mit den Engeln beschäftigen und das mit dem Thebaischen Kalender nun noch effektiver können, ist letzten Endes kaum zu entscheiden, ob er mit einem Elemental, einem Foppgeist, einem mentalen Trittbrettfahrer oder der Intelligenz selbst kommuniziert hat, da die geistige Einheit der Verständigung in jedem Fall ein Elemental/Elementar ist.
Da ist wohl noch viel Forschung nötig, zu der Stejnar einlädt und zu der er mit seinen Büchern eine äußerst solide Basis mit einfachen Techniken legt.